Buchbesprechung

»Der Austausch ist notwendig«

Ein Sammelband zur Designforschung

Die Design­for­schung erlangt, vor allem im deutsch­spra­chi­gen Raum, in den letz­ten Jah­ren immer mehr Auf­merk­sam­keit. Aller­dings ist die Dis­zi­plin noch weit davon ent­fernt, die glei­che Aner­ken­nung zu erhal­ten wie ande­re Wis­sen­schaf­ten. »Im Hin­blick auf eine hoch­schul­po­li­ti­sche Stra­te­gie zur Eta­blie­rung der Design­theo­rie und -for­schung in der Aus­bil­dung, wie auch im Hin­blick auf eine schär­fe­re Pro­fil­bil­dung der Dis­zi­plin gegen­über eta­blier­ten Wis­sen­schafts­struk­tu­ren, ist der Aus­tausch beson­ders not­wen­dig und wün­schens­wert. Der vor­lie­gen­de Band ist also auch als ein Schritt zur Selbst­be­schrei­bung zu sehen (…).«

Die Design­for­schung ist kein geschlos­se­nes Feld, sie steht in Wech­sel­be­zie­hun­gen mit angren­zen­den Wis­sen­schaf­ten wie Sozio­lo­gie oder Kul­tur­wis­sen­schaf­ten. Die­se inter­dis­zi­pli­nä­ren Ansät­ze »mit­ein­an­der in Bezie­hung zu set­zen und für die Dis­kus­si­on frucht­bar zu machen«, war der Antrieb für die Kon­fe­renz »Ent­wer­fen. Wis­sen. Pro­du­zie­ren«, die die Deut­sche Gesell­schaft für Design­theo­rie und -for­schung (DGFT) im Okto­ber 2009, anläss­lich ihres 6. Jah­res­tags, an der Uni­ver­si­tät der Küns­te in Ber­lin ver­an­stal­tet hat. Das vor­lie­gen­de Buch sam­melt die Bei­trä­ge die­ser Konferenz.

Der Unter­ti­tel »Design­for­schung im Anwen­dungs­kon­text« deu­tet eine viel­sei­ti­ge und aus­führ­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit Design­for­schung an. Dem wird das Buch gerecht, denn die Bei­trä­ge nähern sich die­sem gro­ßen The­ma von unter­schied­li­chen Sei­ten an und beleuch­ten ver­schie­dens­te Aspek­te davon. Das spie­gelt sich auch in der Lis­te der Autoren wie­der, die aus unter­schied­li­chen Dis­zi­pli­nen stam­men; so fin­den sich Bei­trä­ge von Desi­gnern, Design­for­schern und -wis­sen­schaft­lern, Kunst­his­to­ri­kern und Kul­tur­wis­sen­schaft­lern. Die­se Mischung macht das Buch mit jedem Text aufs Neue inter­es­sant und bie­tet in der Gesamt­heit einen viel­schich­ti­gen Blick in die Dis­zi­plin. Der Leser nimmt dabei ver­schie­de­ne Blick­win­kel ein und betrach­tet die Design­for­schung auf immer wie­der neue Weise.

Das Buch lie­fert kei­ne Geset­ze oder Regeln, möch­te dies aber auch nicht. Es geht nicht um die Defi­ni­ti­on von Design­theo­rie und -for­schung, son­dern dar­um, den inter­dis­zi­pli­nä­ren Dis­kurs und den Aus­tausch im deutsch­spra­chi­gen Raum anzuregen.

Die Bei­trä­ge bewe­gen sich alle, sowohl inhalt­lich als auch sprach­lich, auf hohem Niveau und set­zen beim Leser Fach­wis­sen vor­aus oder zumin­dest die Bereit­schaft, sich mit Design­for­schung aus­ein­an­der­zu­set­zen. Auch bie­ten die Tex­te durch­weg eine sehr hohe Informationsdichte.

»Ent­wer­fen. Wis­sen. Pro­du­zie­ren – Design­for­schung im Anwen­dungs­kon­text« ist ein Buch, das die Auf­merk­sam­keit des Lesers for­dert und zur Refle­xi­on und zur wei­te­ren Beschäf­ti­gung mit dem The­ma auf­for­dert und anregt. Das Buch ist kei­ne Unter­hal­tungs­lek­tü­re, son­dern Fach­li­te­ra­tur für alle, die sich eine aus­führ­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­ma Design­for­schung erhof­fen und sich in die­sem Bereich bil­den wol­len. Beson­ders inter­es­sant könn­te die­se Samm­lung für Design­stu­die­ren­de im Mas­ter sein. Durch die Glie­de­rung in vie­le ein­zel­ne Bei­trä­ge, mit unter­schied­li­chem Fokus, kann man sich gezielt auf bestimm­te Aspek­te kon­zen­trie­ren oder sich einen Über­blick ver­schaf­fen über den aktu­el­len Stand der Forschung.