Wörterbuch

Begriffe für die Form und für die Gestalter

Rhetorik zum Einsteigen: Von »Anapher« bis »Zeugma«

Von Volker Friedrich


Haben Sie als Desi­gner schon ein­mal mit einer Ana­pher gear­bei­tet? Oder die Iden­ti­tät eines Unter­neh­mens als Alle­go­rie ange­legt? Mit unse­rem klei­nen Wör­ter­buch kön­nen Sie sich mit wich­ti­gen Begrif­fen der Rhe­to­rik ver­traut machen und sich inspi­rie­ren las­sen. Die­ses Wör­ter­buch kratzt meist nur an der Ober­flä­che der häu­fig sehr kom­ple­xen Begrif­fe. Die Absicht dahin­ter ist, Desi­gnern einen Ein­stieg in die Begriffs­welt der Rhe­to­rik zu erlau­ben, ver­bun­den mit ers­ten Hin­wei­sen, wel­che Brü­cken sich zwi­schen die­sen rhe­to­ri­schen Begrif­fen und der gestal­te­ri­schen Arbeit schla­gen lassen.

  • lat. actio, pronun­tia­tio; griech. hypo­cri­sis; dt. Rede (hal­ten), Vor­trag | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te inven­tio, dis­po­si­tio, elo­cu­tio, memo­ria und actio ein­ge­teilt. Die Actio dient als fünf­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess dem wir­kungs­vol­len Hal­ten einer Rede. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Actio ent­spricht im Design­pro­zess die wir­kungs­vol­le Prä­sen­ta­ti­on eines Ent­wurfs und sei­ner Konzeption.

  • lat. accen­tus; griech. pro­so­dia; dt. Beto­nung | | Ein Akzent bewirkt eine Her­vor­he­bung. So kann in der gespro­che­nen Spra­che akzen­tu­iert, also durch eine Beto­nung ein Wort oder ein Wort­teil her­vor­ge­ho­ben wer­den. Damit kann z. B. Auf­merk­sam­keit geweckt wer­den. | | Der Akzent ist ein gebräuch­li­ches Mit­tel in der Gestal­tung, das auf vie­len Ebe­nen ein­ge­setzt wer­den kann. In der Typo­gra­fie wer­den bei­spiels­wei­se Akzen­te durch Wech­sel des Schrift­schnit­tes oder des Schrift­gra­des gesetzt.

  • lat. per­mu­ta­tio; griech. alle­go­ria; dt. Sinn­bild, Gleich­nis, »Anders­sa­gen« | | Eine Alle­go­rie ist eine Ansamm­lung von Meta­phern, die aus einer Bild­welt zusam­men­ge­fügt wer­den. So ent­steht ein sinn­bild­li­cher Zusam­men­hang, ein Gleich­nis. (»Ihre Lie­be war wie ein Schiff ohne Kapi­tän, ziel­los schwamm es über ein Meer von Lügen, die Take­la­ge von zu vie­len Stür­men der Eifer­sucht zer­ris­sen, der Anker war ein­ge­ros­tet, und am Ende ken­ter­te das Schiff im Hafen der Ehe.«) Alle­go­rien ver­an­schau­li­chen kom­ple­xe Sach­ver­hal­te. | | Alle­go­rien spie­len in der Gestal­tung eine bedeu­ten­de Rol­le. So wer­den im Cor­po­ra­te Design durch den Ein­satz meh­re­rer Meta­phern aus einem Meta­phern­feld Alle­go­rien gebil­det, um ein Unter­neh­men oder eine Insti­tu­ti­on in ihrer Gesamt­heit und Viel­fäl­tig­keit zu versinnbildlichen.

  • lat. anno­mi­na­tio; dt. Anlaut- oder Stab­reim, Gleich­klang im Anklang | | »Alli­te­ra­ti­on« wird genannt, wenn eine Wort­fol­ge den Anklang wie­der­holt (»Wie wahr, wie wahr, wun­der­bar war’s wie­der«). Klang­wie­der­ho­lun­gen rhyth­mi­sie­ren, akzen­tu­ie­ren und geben der Spra­che oft einen spie­le­risch-iro­ni­schen Ton. | | In der Wer­be­spra­che wird oft mit Alli­te­ra­tio­nen gear­bei­tet. Eine gestal­te­ri­sche Ent­spre­chung könn­te im wie­der­hol­ten Ein­satz eines Farb­ak­zen­tes, bei­spiels­wei­se zur Aus­zeich­nung von einer Infor­ma­ti­ons­ebe­ne in einem Lay­out, gese­hen werden.

  • lat. ambi­gui­tas; griech. amphi­bo­lia; dt. Dop­pel-, Zwei-, Mehr-, Viel­deu­tig­keit | | Mit »Ambi­gui­tät« oder »Amphi­bo­lie« wer­den dop­pel- oder mehr­deu­ti­ge Äuße­run­gen bezeich­net, die ver­schie­den inter­pre­tiert wer­den kön­nen (»Mit einem Schloss ist man auf der siche­ren Sei­te«). So wird mit ver­schie­de­nen Bedeu­tungs­ebe­nen gespielt und gekonnt mit einem Miss­ver­ständ­nis jon­gliert, was für Über­ra­schung und Aha-Effek­te sor­gen und auch Amü­se­ment aus­lö­sen kann. | | Durch den Ein­satz von Ambi­gui­tät ver­weist die Gestal­tung auf einen tie­fe­ren Sinn unter ihrer Oberfläche.

  • lat. ambi­gui­tas; griech. amphi­bo­lia; dt. Dop­pel-, Zwei-, Mehr-, Viel­deu­tig­keit | | Mit »Ambi­gui­tät« oder »Amphi­bo­lie« wer­den dop­pel- oder mehr­deu­ti­ge Äuße­run­gen bezeich­net, die ver­schie­den inter­pre­tiert wer­den kön­nen (»Mit einem Schloss ist man auf der siche­ren Sei­te«). So wird mit ver­schie­de­nen Bedeu­tungs­ebe­nen gespielt und gekonnt mit einem Miss­ver­ständ­nis jon­gliert, was für Über­ra­schung und Aha-Effek­te sor­gen und auch Amü­se­ment aus­lö­sen kann. | | Durch den Ein­satz von Amphi­bo­lie ver­weist die Gestal­tung auf einen tie­fe­ren Sinn unter ihrer Oberfläche.

  • lat. con­du­pli­ca­tio; griech. ana­pho­ra; dt. Wie­der­ho­lung, -auf­nah­me (am Anfang) | | Wenn ein­zel­ne Wör­ter oder Wort­grup­pen iden­tisch oder in leich­ter Abwand­lung über meh­re­re Sät­ze, Zei­len, Absät­ze oder Stro­phen hin­weg an deren Anfän­gen wie­der­holt wer­den, wird das »Ana­pher« genannt (»Das Meer ist bewegt, das Meer ist weit«). Das Gegen­stück dazu nennt man »Epi­pher« (»Bewegt ist das Meer, weit ist das Meer«). Die Ver­bin­dung von Ana­pher und Epi­pher nennt man »Sym­p­lo­ke« (»Das Meer ist bewegt, weit ist das Meer« oder »Bewegt ist das Meer, das Meer ist weit«). Wie­der­ho­lungs­fi­gu­ren kön­nen Nach­druck ver­lei­hen, über­ra­schen oder Struk­tur geben. | | In der typo­gra­fi­schen Gestal­tung könn­te eine Ana­pher zum Bei­spiel in Initia­len zu Beginn von Absät­zen gese­hen werden.

  • lat. arti­cu­lus; griech. asyn­de­ton; dt. unver­bun­de­ne Rei­hung | | Ein Asyn­de­ton ist eine Auf­zäh­lung, deren Tei­le nicht durch Kon­junk­tio­nen (wie »und« oder »oder«) ver­bun­den wer­den: »Mes­ser, Sche­re, Gabel, Licht« (und nicht: »Mes­ser und Sche­re und Gabel und Licht«). In einem Satz kann mit­tels des Asyn­de­ton Tem­po gemacht wer­den. | | Gestal­te­risch kann durch die direk­te Anein­an­der­rei­hung von Ele­men­ten der Ein­druck von Dich­te entstehen.

  • lat. bar­ba­ris­mus; griech. bar­ba­ris­mos; dt. Feh­ler im Wort | | Ein Bar­ba­ris­mus liegt vor, wenn ein Wort gegen die kor­rek­te Form ver­wandt wird, zum Bei­spiel bei der Ein­deut­schung eng­li­scher Begrif­fe (»Beim Free­lan­cen muss gefigh­tet wer­den«). | | In der Gestal­tung kann als »Bar­ba­ris­mus« der Ver­stoß gegen hand­werk­li­che Regeln bezeich­net wer­den, zum Bei­spiel wenn in einer Kur­siv­schrift kein ech­ter Schnitt vor­liegt, son­dern die Buch­sta­ben nur geneigt werden.

  • lat. exemp­lum; griech. parad­eig­ma; dt. Bei­spiel, Exem­pel | | Bei­spie­le stel­len All­ge­mei­nes im Ein­zel­nen dar, sie die­nen der Ver­an­schau­li­chung, kön­nen also kom­ple­xe Sach­ver­hal­te zugäng­lich machen, ihre Dar­le­gung ver­knap­pen und Argu­men­ta­tio­nen stär­ken. »Wenn die schö­ne Anna stets im Fal­ten­rock daher­kommt, dürf­te er in Mode kom­men.« | | Mit der ver­an­schau­li­chen­den Kraft von Bei­spie­len arbei­ten Desi­gner gern und auf vie­len Ebe­nen. So wer­den in der Wer­bung soge­nann­te »Tes­ti­mo­ni­als« ange­führt, um über die Zufrie­den­heit eines Kun­den oder die Emp­feh­lung eines Pro­mi­nen­ten die Glaub­wür­dig­keit eines Pro­duk­tes zu steigern.

  • lat. bre­vi­tas; griech. syn­to­mia; dt. Kür­ze | | Die Bre­vi­tas ist ein zen­tra­les Stil­prin­zip, das for­dert, nicht zu vie­le Wor­te zu ver­lie­ren und sich kurz zu fas­sen. Dadurch kann eine Ver­dich­tung der Infor­ma­ti­on erreicht wer­den: »Wahl: Aus­gang knapp, Ver­hält­nis­se unklar.« | | Ein lapi­da­rer Ein­satz gestal­te­ri­scher Mit­tel kann der schnel­len Wahr­nehm­bar­keit und guten Erfass­bar­keit einer Bot­schaft dienen. 

  • lat. distinc­tio, reflec­tio; griech. dia­pho­ra; dt. Unter­schei­dung | | »Dia­pho­ra« wird die Wie­der­ho­lung von Wör­tern oder Phra­sen bei gleich­zei­ti­ger Bedeu­tungs­ver­schie­bung genannt, es ent­steht also ein – manch­mal nur klei­ner, fei­ner – Unter­schied zwi­schen der ers­ten und der zwei­ten Ver­wen­dung der Wör­ter oder Phra­sen. (»Ach, Gott, was soll ich mit dem Gott der Kir­che anfan­gen.«) | | Wird eine bestimm­te Form wie­der­holt, dabei aber in ein ver­än­der­tes Umfeld gerückt, ver­än­dert sich die Wir­kung des Ele­men­tes und die Wir­kung des gesam­ten Objektes.

  • lat. dis­po­si­tio; griech. taxis; dt. Glie­de­rung, Anord­nung | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te inven­tio, dis­po­si­tio, elo­cu­tio, memo­ria und actio ein­ge­teilt. Die Dis­po­si­tio dient als zwei­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess der Glie­de­rung des The­mas und der Anord­nung der Argu­men­te. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Dis­po­si­tio ent­spricht im Design­pro­zess die Konzeption.

  • lat. ambi­gui­tas; griech. amphi­bo­lia; dt. Dop­pel-, Zwei-, Mehr-, Viel­deu­tig­keit | | Dop­pel- oder mehr­deu­ti­ge Äuße­run­gen sind »ambig«, sie kön­nen ver­schie­den inter­pre­tiert wer­den (»Mit einem Schloss ist man auf der siche­ren Sei­te«). So wird mit ver­schie­de­nen Bedeu­tungs­ebe­nen gespielt und gekonnt mit einem Miss­ver­ständ­nis jon­gliert, was für Über­ra­schung und Aha-Effek­te sor­gen und auch Amü­se­ment aus­lö­sen kann. | | Durch den Ein­satz von Dop­pel- oder Mehr­deu­tig­kei­ten ver­weist die Gestal­tung auf einen tie­fe­ren Sinn unter ihrer Oberfläche.

  • lat. elo­cu­tio; griech. lexis; dt. Aus­druck, Stil | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te inven­tio, dis­po­si­tio, elo­cu­tio, memo­ria und actio ein­ge­teilt. Die Elo­cu­tio dient als drit­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess der wir­kungs­vol­len For­mu­lie­rung mit Hil­fe ange­mes­sen ein­ge­setz­ter Stil­mit­tel. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Elo­cu­tio ent­spricht im Design­pro­zess das Gestal­ten im enge­ren Sinne.

  • lat. con­ver­sio; griech. epi­pho­ra; dt. Wie­der­ho­lung, -auf­nah­me (am Schluss) | | Wenn ein­zel­ne Wör­ter oder Wort­grup­pen iden­tisch oder in leich­ter Abwand­lung über meh­re­re Sät­ze, Zei­len, Absät­ze oder Stro­phen hin­weg an deren Enden wie­der­holt wer­den, wird das »Epi­pher« genannt (»Bewegt ist das Meer, weit ist das Meer«). Das Gegen­stück dazu nennt man »Ana­pher« (»Das Meer ist bewegt, das Meer ist weit«). Die Ver­bin­dung von Ana­pher und Epi­pher nennt man »Sym­p­lo­ke« (»Das Meer ist bewegt, weit ist das Meer« oder »Bewegt ist das Meer, das Meer ist weit«). Wie­der­ho­lungs­fi­gu­ren kön­nen Nach­druck ver­lei­hen, über­ra­schen oder Struk­tur geben. | | In der typo­gra­fi­schen Gestal­tung könn­te eine Epi­pher zum Bei­spiel in Schmuck­ele­men­ten am Ende von Absät­zen gese­hen werden.

  • lat. mores; griech. ethos; dt. Cha­rak­ter, Sit­te, ethi­sche Hal­tung | | Wie über­zeu­gend (per­sua­siv) und wir­kungsvoll kom­mu­ni­ziert wird, kann über die Appell­funk­tion einer Bot­schaft gesteu­ert wer­den: sie kann an Logos, Ethos oder Pathos appel­lieren. Ein Logos-Appell wen­det sich an den Intel­lekt, wirbt mit Ver­nunft­grün­den, mit ratio­na­len Argu­men­ten; ein Ethos-Appell wen­det sich an das mora­li­sche Emp­fin­den, wirbt mit den Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten des Sen­ders, der Glaub­wür­dig­keit eines Pro­duk­tes; ein Pathos-Appell wen­det sich an die Emo­tion, ver­sucht Gefüh­le her­vor­zu­ru­fen. | | Ent­schei­det der Gestal­ter, den Schwer­punkt auf den Ethos-Appell zu legen, so sieht er die größ­te Über­zeu­gungs­kraft für ein Pro­dukt z. B. in des­sen, in des Her­stel­lers und in sei­ner Seriö­si­tät und will dar­über um die Gunst eines Kun­den oder Betrach­ters werben.

  • lat. exemp­lum; griech. parad­eig­ma; dt. Bei­spiel, Exem­pel | | Bei­spie­le stel­len All­ge­mei­nes im Ein­zel­nen dar, sie die­nen der Ver­an­schau­li­chung, kön­nen also kom­ple­xe Sach­ver­hal­te zugäng­lich machen, ihre Dar­le­gung ver­knap­pen und Argu­men­ta­tio­nen stär­ken. »Da die schö­ne Anna stets im Fal­ten­rock daher­kommt, dürf­te er in Mode kom­men.« | | Mit der ver­an­schau­li­chen­den Kraft von Bei­spie­len arbei­ten Desi­gner gern und auf vie­len Ebe­nen. So wer­den in der Wer­bung soge­nann­te »Tes­ti­mo­ni­als« ange­führt, um über die Zufrie­den­heit eines Kun­den oder die Emp­feh­lung eines Pro­mi­nen­ten die Glaub­wür­dig­keit eines Pro­duk­tes zu steigern.

  • lat. inven­tio; griech. heu­re­sis; dt. Fin­dungs­leh­re, Inven­ti­on | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te heu­re­sis, taxis, lexis, mne­me und hypo­cri­sis ein­ge­teilt. Die Heu­re­sis dient als ers­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess der The­men­fin­dung und -ent­wick­lung sowie dem Auf­fin­den plau­si­bler Argu­men­te. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Heu­re­sis ent­spricht im Design­pro­zess die Ideen­fin­dung und die Recherche.

  • lat. super­la­tio, griech. hyper­bo­le, dt. Über­trei­bung | | Mit der Hyper­bel wird etwas ins Über­maß gestei­gert, es wird – offen­kun­dig – als Über­trei­bung auf­ge­nom­men (»mega­rat­ten­scharf«). Hyper­beln wir­ken auf das Gefühl und kön­nen zum Bei­spiel Amü­se­ment her­vor­ru­fen. Aller­dings ist Vor­sicht gebo­ten: Es gibt ein Über­maß des Über­ma­ßes … | | In der Gestal­tung kann mit Hyper­beln Auf­merk­sam­keit erzwun­gen und eine gewünsch­te Wir­kung gestei­gert wer­den. In der Wer­bung wird stark (und manch­mal über­mä­ßig) mit Hyper­beln gearbeitet.

  • lat. actio, pronun­tia­tio; griech. hypo­cri­sis; dt. Rede (hal­ten), Vor­trag | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te heu­re­sis, taxis, lexis, mne­me und hypo­cri­sis ein­ge­teilt. Die Hypo­cri­sis dient als fünf­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess dem wir­kungs­vol­len Hal­ten einer Rede. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Hypo­cri­sis ent­spricht im Design­pro­zess die wir­kungs­vol­le Prä­sen­ta­ti­on eines Ent­wurfs und sei­ner Konzeption.

  • lat. inven­tio; griech. heu­re­sis; dt. Fin­dungs­leh­re, Inven­ti­on | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te inven­tio, dis­po­si­tio, elo­cu­tio, memo­ria und actio ein­ge­teilt. Die Inven­tio dient als ers­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess der The­men­fin­dung und -ent­wick­lung sowie dem Auf­fin­den plau­si­bler Argu­men­te. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Inven­tio ent­spricht im Design­pro­zess die Ideen­fin­dung und die Recherche.

  • lat. iro­nia, dis­si­mu­la­tio; griech. eiro­neia; dt. fei­ner, ver­deck­ter Spott | | Mit Iro­nie wird »unei­gent­lich« gespro­chen, das Gesag­te steht im Gegen­satz zum Gemein­ten (»Golf ist der Sport für arme Leu­te«). Die­ser mehr oder min­der ver­deck­te Spott ist eine schar­fe Waf­fe (läuft aber Gefahr, nicht deko­diert zu wer­den). | | Häu­fig wird in Illus­tra­tio­nen und Kari­ka­tu­ren mit Iro­nie gear­bei­tet, man­cher­orts ist sie ein belieb­tes Stil­mit­tel in der Wer­bung (z. B. in England).

  • lat. abu­sio; griech. katachres­is; dt. Stil­bruch, -feh­ler, unan­ge­mes­se­ne Aus­drucks­wei­se | | Die Katachrese bricht die Regeln der ange­mes­se­nen Aus­drucks­wei­se. Das kann als Stil­bruch zu neu­en, gar poe­ti­schen, wit­zi­gen Aus­sa­gen füh­ren (»Ein Dich­ter­fürst lebet von erha­be­nem Geis­te und tro­cke­nen Sem­meln«), als Stil­feh­ler aber auch zu unge­woll­ter Komik (»Der Fluß des Lebens klap­pert wie die Müh­le am rau­schen­den Bach durch die Wüs­te der Erkennt­nis«). | | Desi­gner set­zen Katachresen gern ein, um Auf­merk­sam­keit zu erzwin­gen, zu über­ra­schen und zu ver­blüf­fen. Aller­dings wirkt manch Stil­bruch bemüht, und Stil­feh­ler fal­len auf den Ver­ur­sa­cher zurück …

  • lat. cli­max, gra­da­tio; griech. kli­max; dt. (Sinn-, Ausdrucks-)Steigerung | | Mit einer Kli­max wird mit­tels der Wie­der­ho­lung von Wor­ten oder Satz­tei­len eine Stei­ge­rung erzeugt (»Sie ist eine ganz beson­de­re Frau, nein, die Frau, eine Schön­heit, nein, das Schö­ne, ein Engel, nein, gewiss eine Göt­tin«). | | In der visu­el­len Gestal­tung kön­nen mit­tels Stei­ge­run­gen, zum Bei­spiel das ste­ti­ge Ver­stär­ken eines Farb­im­pul­ses, dra­ma­tur­gi­sche Effek­te und wach­sen­de Inten­si­tät her­vor­ge­ru­fen werden.

  • lat. bre­vi­tas; griech. syn­to­mia; dt. Kür­ze | | Die Kür­ze ist ein zen­tra­les Stil­prin­zip, das for­dert, nicht zu vie­le Wor­te zu ver­lie­ren und sich kurz zu fas­sen. Dadurch kann eine Ver­dich­tung der Infor­ma­ti­on erreicht wer­den: »Wahl: Aus­gang knapp, Ver­hält­nis­se unklar.« | | Ein lapi­da­rer Ein­satz gestal­te­ri­scher Mit­tel kann der schnel­len Wahr­nehm­bar­keit und guten Erfass­bar­keit einer Bot­schaft dienen.

  • lat. lat­in­i­tas, puri­tas; griech. hel­le­nis­mos; dt. Lat­in­i­tät, Sprach­rich­tig­keit | | Die Lat­in­i­tas, ursprüng­lich als rei­ne latei­ni­sche Spra­che ver­stan­den, ist ein zen­tra­les Stil­prin­zip, das for­dert, die Spra­che kor­rekt und regel­kon­form zu nut­zen und kei­ne unmo­ti­vier­ten Stil­brü­che zu bege­hen. | | Als Ent­spre­chung für die Sprach­rich­tig­keit könn­te von einer »Gestal­tungs­rich­tig­keit« gere­det wer­den, also vom kor­rek­ten Ein­satz gestal­te­ri­scher Mit­tel als Basis guter, funk­tio­na­ler Gestal­tung, die dazu führt, dass die gewünsch­te Wir­kungs­ab­sicht als Wir­kung eintritt.

  • lat. elo­cu­tio; griech. lexis; dt. Aus­druck, Stil | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te heu­re­sis, taxis, lexis, mne­me und hypo­cri­sis ein­ge­teilt. Die Lexis dient als drit­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess der wir­kungs­vol­len For­mu­lie­rung mit Hil­fe ange­mes­sen ein­ge­setz­ter Stil­mit­tel. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Lexis ent­spricht im Design­pro­zess das Gestal­ten im enge­ren Sinne.

  • lat. lito­tes; griech. anten­an­tio­sis; dt. Unter­trei­bung, Unter­bie­tung, Abschwä­chung | | Die Lito­tes ist eine Figur, bei der mehr gemeint als gesagt wird, mit der etwas unter­trie­ben, abge­schwächt dar­ge­stellt wird. Es ent­steht dadurch ein »Under­state­ment«: »Durch den Com­pu­ter hat sich die Welt ein wenig ver­än­dert.« | | Die Lito­tes kann im gestal­te­ri­schen Ein­satz gera­de dort beson­ders stark wir­ken, wo das Umfeld zu lau­ten Mit­teln und Über­trei­bun­gen greift.

  • lat. ratio, ora­tio, argu­men­ta­tio; griech. logos; dt. Vernunft,Denken, Argu­ment | | Wie über­zeu­gend (per­sua­siv) und wir­kungsvoll kom­mu­ni­ziert wird, kann über die Appell­funk­tion einer Bot­schaft gesteu­ert wer­den: sie kann an Logos, Ethos oder Pathos appel­lieren. Ein Logos-Appell wen­det sich an den Intel­lekt, wirbt mit Ver­nunft­grün­den, mit ratio­na­len Argu­men­ten; ein Ethos-Appell wen­det sich an das mora­li­sche Emp­fin­den, wirbt mit den Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten des Sen­ders, der Glaub­wür­dig­keit eines Pro­duk­tes; ein Pathos-Appell wen­det sich an die Emo­tion, ver­sucht Gefüh­le her­vor­zu­ru­fen. | | Ent­schei­det der Gestal­ter, den Schwer­punkt auf den Logos-Appell zu legen, so sieht er die größ­te Über­zeu­gungs­kraft für ein Pro­dukt z. B. in des­sen Qua­li­tät gege­ben, für die mit Argu­men­ten, mit Begrün­dun­gen und ratio­nal gewor­ben wer­den kann.

  • lat. memo­ria; griech. mne­me; dt. Gedächt­nis | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te inven­tio, dis­po­si­tio, elo­cu­tio, memo­ria und actio ein­ge­teilt. Die Memo­ria dient als vier­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess dem Ein­prä­gen und Ver­in­ner­li­chen der zu hal­ten­den Rede durch Ein­satz dif­fe­ren­zier­ter Memo­rier­tech­ni­ken. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Memo­ria ent­spricht im Design­pro­zess kon­kret das Ein­prä­gen einer Prä­sen­ta­ti­on und all­ge­mein das Prü­fen der Ange­mes­sen­heit der Gestal­tung durch das Ver­in­ner­li­chen (gelingt es, ist das ein Indiz für die Ange­mes­sen­heit, gelingt es nicht, ist das ein Indiz für Feh­ler in der Gestaltung).

  • lat. trans­la­tio; griech. meta­pho­ra; dt. Über­tra­gung, Sprach­bild | | Die Meta­pher dürf­te die am häu­figs­ten ein­ge­setz­te Stil­fi­gur sein. Sie kann als ver­kürz­ter Ver­gleich beschrie­ben wer­den: Aus dem Ver­gleich »Achil­leus ist wie ein Löwe« wird die Meta­pher »Achil­leus ist ein Löwe«. Mit einer Meta­pher über­tra­gen wir auf einen bestimm­ten Gegen­stands­be­reich Begrif­fe eines ande­ren Gegen­stands­be­rei­ches. Die Über­tra­gung erfolgt direkt, ohne ver­glei­chen­de Par­ti­kel wie »wie« oder »als ob«. Die gro­ße Wirk­kraft unver­brauch­ter Meta­phern wird mit ihrem Abwei­chen vom nor­ma­len Sprach­ge­brauch und Sprach­ge­wohn­hei­ten erklärt. | | Im Design spie­len Meta­phern auf vie­len Ebe­nen ihre Rol­le. So wird aus einem Com­pu­ter-Ein­ga­be­ge­rät eine »Maus« (begriff­lich wie haptisch).

  • lat. met­ony­mia, deno­mi­na­tio, trans­no­mi­na­tio; griech. met­ony­mia; dt. Begriffs­über­tra­gung, Umbe­nen­nung | | Eine Met­ony­mie ersetzt einen Begriff durch einen ande­ren, der ihm ver­wandt ist. In »Ber­lin schafft Steu­ern ab« steht »Ber­lin« für »die deut­sche Bun­des­re­gie­rung«. | | Bedient sich visu­el­le Gestal­tung einer Über­tra­gung, so kann das der Wir­kungs­ver­stär­kung dienen.

  • lat. memo­ria; griech. mne­me; dt. Gedächt­nis | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te heu­re­sis, taxis, lexis, mne­me und hypo­cri­sis ein­ge­teilt. Die Mne­me dient als vier­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess dem Ein­prä­gen und Ver­in­ner­li­chen der zu hal­ten­den Rede durch Ein­satz dif­fe­ren­zier­ter Memo­rier­tech­ni­ken. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Mne­me ent­spricht im Design­pro­zess kon­kret das Ein­prä­gen einer Prä­sen­ta­ti­on und all­ge­mein das Prü­fen der Ange­mes­sen­heit der Gestal­tung durch das Ver­in­ner­li­chen (gelingt es, ist das ein Indiz für die Ange­mes­sen­heit, gelingt es nicht, ist das ein Indiz für Feh­ler in der Gestaltung).

  • lat. oxy­mo­ra ver­ba, griech. oxy­mo­ron, dt. Ver­bin­dung zwei­er sich wider­spre­chen­der Begrif­fe | | »Oxy­mo­ron« wird genannt, wenn zwei Begrif­fe, die sich wider­spre­chen, mit­ein­an­der ver­knüpft wer­den, um dadurch einen neu­en, oft ver­blüf­fen­den Sinn zu schaf­fen (»auf­ge­klär­te Nai­vi­tät«). | | In der Gestal­tung kann mit einem Oxy­mo­ron durch die Ver­bin­dung von Gegen­satz­paa­ren ein Ver­blüf­fungs­ef­fekt her­vor­ge­ru­fen wer­den, bei­spiels­wei­se dann, wenn durch Foto­be­ar­bei­tung eines Man­nes lin­ke mit einer Frau rech­ten Gesichts­hälf­te ver­schmol­zen wird.

  • lat. affec­tus; griech. pathos; dt. Gefühl, Affekt, Lei­den­schaft | | Wie über­zeu­gend (per­sua­siv) und wir­kungsvoll kom­mu­ni­ziert wird, kann über die Appell­funk­tion einer Bot­schaft gesteu­ert wer­den: sie kann an Logos, Ethos oder Pathos appel­lieren. Ein Logos-Appell wen­det sich an den Intel­lekt, wirbt mit Ver­nunft­grün­den, mit ratio­na­len Argu­men­ten; ein Ethos-Appell wen­det sich an das mora­li­sche Emp­fin­den, wirbt mit den Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten des Sen­ders, der Glaub­wür­dig­keit eines Pro­duk­tes; ein Pathos-Appell wen­det sich an die Emo­tion, ver­sucht Gefüh­le her­vor­zu­ru­fen. | | Ent­schei­det der Gestal­ter, den Schwer­punkt auf den Pathos-Appell zu legen, so fin­det er die größ­te Über­zeu­gungs­kraft für ein Pro­dukt z. B. in des­sen Attrak­ti­vi­tät, also dar­in, Affek­te her­vor­zu­ru­fen, Gefüh­le zu erre­gen, den Kun­den oder Betrach­ter emo­tio­nal zu bewegen.

  • lat. fic­tio per­so­nae; griech. pro­so­popi­ia; dt. Ver­mensch­li­chung | | Wenn abs­trak­te Begrif­fe oder Sachen als Per­so­nen ver­kör­pert und ver­mensch­licht wer­den, spricht die Rhe­to­rik von »Per­so­ni­fi­ka­ti­on«. | | Gestal­te­risch wird mit Per­so­ni­fi­ka­tio­nen zum Bei­spiel in der Wer­bung gear­bei­tet, um Figu­ren zu schaf­fen (wie das »HB-Männ­chen« oder »Meis­ter Pro­per«), die für bestimm­te Eigen­schaf­ten und Qua­li­tä­ten eines Pro­duk­tes (Ent­span­nung, kraft­vol­les Rei­ni­gen) stehen.

  • lat. per­sua­sio; griech. peit­ho; dt. Über­zeu­gung, Über­re­dung | | Die Rhe­to­rik fragt, wie durch Kom­mu­ni­ka­ti­on Wir­kung erzielt wer­den kann. Unter Per­sua­si­on ver­steht man eine Form der Kom­mu­ni­ka­ti­on, die das Ziel hat, beim Adres­sa­ten Mei­nungs- oder Ein­stel­lungs­ver­än­de­run­gen zu bewir­ken, ihn also zu über­zeu­gen. | | Genau die­se Auf­ga­be – zu über­zeu­gen – stellt sich dem Desi­gner, sowohl in der Gestal­tung als auch in der Ver­mitt­lung der Gestaltung.

  • lat. lat­in­i­tas, puri­tas; griech. hel­le­nis­mos; dt. Lat­in­i­tät, Sprach­rich­tig­keit | | Die Puri­tas, ursprüng­lich als rei­ne latei­ni­sche Spra­che ver­stan­den, ist ein zen­tra­les Stil­prin­zip, das for­dert, die Spra­che kor­rekt und regel­kon­form zu nut­zen und kei­ne unmo­ti­vier­ten Stil­brü­che zu bege­hen. | | Als Ent­spre­chung für die Sprach­rich­tig­keit könn­te von einer »Gestal­tungs­rich­tig­keit« gere­det wer­den, also vom kor­rek­ten Ein­satz gestal­te­ri­scher Mit­tel als Basis guter, funk­tio­na­ler Gestal­tung, die dazu führt, dass die gewünsch­te Wir­kungs­ab­sicht als Wir­kung eintritt.

  • engl. rhe­to­ri­ci­ty, rhe­to­ri­cal­i­ty; frz. rhe­to­ri­ci­té; dt. Rhe­to­ri­zi­tät | | Mit »Rhe­to­ri­zi­tät« wird all­ge­mein das »Rhe­to­risch-sein« von Kom­mu­ni­ka­ti­on zum Aus­druck gebracht, also dass ein kom­mu­ni­ka­ti­ver Akt sich rhe­to­ri­scher Mit­tel bedie­nen kann, um die ange­streb­te Per­sua­si­on und Wir­kung zu erzie­len. | | Die »Rhe­to­ri­zi­tät der Gestal­tung« sieht in Wir­kungs­in­ten­tio­na­li­tät, -steue­rung und -erzie­lung die Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis der Per­sua­si­on von Gestal­tung. Dabei spielt der Begriff der Ange­mes­sen­heit (aptum, decorum) eine zen­tra­le Rol­le. Zum Ver­ständ­nis der Rhe­to­ri­zi­tät von Gestal­tung kann die Rhe­to­rik dem Design an die Sei­te tre­ten und ihm einen Begriffs­ap­pa­rat lie­fern, mit dem gestal­te­ri­sche Zusam­men­hän­ge erfasst, benannt und dif­fe­ren­ziert wer­den können.

  • lat. lat­in­i­tas, puri­tas; griech. hel­le­nis­mos; dt. Lat­in­i­tät, Sprach­rich­tig­keit | | Die Sprach­rich­tig­keit, ursprüng­lich als rei­ne latei­ni­sche Spra­che ver­stan­den, ist ein zen­tra­les Stil­prin­zip, das for­dert, die Spra­che kor­rekt und regel­kon­form zu nut­zen und kei­ne unmo­ti­vier­ten Stil­brü­che zu bege­hen. | | Als Ent­spre­chung für die Sprach­rich­tig­keit könn­te von einer »Gestal­tungs­rich­tig­keit« gere­det wer­den, also vom kor­rek­ten Ein­satz gestal­te­ri­scher Mit­tel als Basis guter, funk­tio­na­ler Gestal­tung, die dazu führt, dass die gewünsch­te Wir­kungs­ab­sicht als Wir­kung eintritt.

  • lat. adi­unc­tio; griech. syl­lep­sis, zeug­ma; dt. Ver­bin­dung per Aus­las­sung | | In der »Zeug­ma« oder »Syl­lep­se« genann­ten Figur wird ein Satz­teil aus­ge­las­sen oder »über­sprun­gen«, wodurch eine unge­wöhn­li­che Ver­bin­dung ent­steht oder eine oft ver­blüf­fen­de Wen­dung (»Unterm Her­zen trägt sie ein Kind und schwer dar­an.«) | | Bei einer bild­li­chen Dar­stel­lung, zum Bei­spiel in einer Foto­gra­fie oder einer Zeich­nung, kann durch die Reduk­ti­on der drei Dimen­sio­nen des Rau­mes auf die zwei Dimen­sio­nen des flä­chi­gen Bil­des eine Aus­las­sung ent­ste­hen, die einen ver­blüf­fen­den Effekt ausübt.

  • lat. sym­bo­lum ; griech. sym­bo­lon; dt. Zei­chen, Kenn­zei­chen | | Ein Sym­bol ist ein Zei­chen (sei es ver­bal, gegen­ständ­lich, visu­ell, akus­tisch), das für etwas ande­res steht. Um die­se Bezie­hung zwi­schen Zei­chen und Bezeich­ne­tem (in semio­ti­scher Ter­mi­no­lo­gie: Signi­fi­kant und Signi­fi­kat) zu ver­ste­hen, muss das Sym­bol ent­schlüs­selt und gedeu­tet wer­den. | | In der Gestal­tung sind Sym­bo­le von gro­ßer Bedeu­tung, mit ihnen wer­den Bezug­nah­men auf Zusam­men­hän­ge außer­halb des Wahr­nehm­ba­ren hergestellt.

  • lat. com­ple­xio; griech. sym­p­lo­ke; dt. Wie­der­ho­lung, Wie­der­auf­nah­me (über­kreuzt) | | Wenn ein­zel­ne Wör­ter oder Wort­grup­pen iden­tisch oder in leich­ter Abwand­lung über meh­re­re Sät­ze, Zei­len, Absät­ze oder Stro­phen hin­weg über­kreuzt an deren Anfän­gen und Schlüs­sen wie­der­holt wer­den, wird das »Sym­p­lo­ke« genannt (»Das Meer ist bewegt, weit ist das Meer« oder »Bewegt ist das Meer, das Meer ist weit«). Die Sym­p­lo­ke ver­bin­det Ana­pher (»Das Meer ist bewegt, das Meer ist weit«) und »Epi­pher« (»Bewegt ist das Meer, weit ist das Meer«). Wie­der­ho­lungs­fi­gu­ren kön­nen Nach­druck ver­lei­hen, über­ra­schen oder Struk­tur geben. | |  In der typo­gra­fi­schen Gestal­tung könn­te eine Sym­p­lo­ke zum Bei­spiel im zei­len­wei­sen Wech­sel von Links- und Rechts­bün­dig­keit gese­hen werden.

  • lat. dis­po­si­tio; griech. taxis; dt. Glie­de­rung, Anord­nung | | In der klas­si­schen Rhe­to­rik­leh­re wird der rhe­to­ri­sche Pro­zess – also das Ent­ste­hen einer Rede von den ers­ten Über­le­gun­gen bis hin zum Vor­trag – gemein­hin in die fünf Schrit­te heu­re­sis, taxis, lexis, mne­me und hypo­cri­sis ein­ge­teilt. Die Taxis dient als zwei­ter Schritt im rhe­to­ri­schen Pro­zess der Glie­de­rung des The­mas und der Anord­nung der Argu­men­te. | | Der Design­pro­zess als Ent­wurfs- und Gestal­tungs­pro­zess lässt sich par­al­lel zum rhe­to­ri­schen Pro­zess beschrei­ben. Der Taxis ent­spricht im Design­pro­zess die Konzeption.

  • lat. super­la­tio, griech. hyper­bo­le, dt. Über­trei­bung | | Mit der Hyper­bel wird etwas ins Über­maß gestei­gert, es wird – offen­kun­dig – als Über­trei­bung auf­ge­nom­men (»mega­rat­ten­scharf«). Hyper­beln wir­ken auf das Gefühl und kön­nen zum Bei­spiel Amü­se­ment her­vor­ru­fen. Aller­dings ist Vor­sicht gebo­ten: Es gibt ein Über­maß des Über­ma­ßes … | | In der Gestal­tung kann mit Hyper­beln Auf­merk­sam­keit erzwun­gen und eine gewünsch­te Wir­kung gestei­gert wer­den. In der Wer­bung wird stark (und manch­mal über­mä­ßig) mit Hyper­beln gearbeitet.

  • lat. lito­tes; griech. anten­an­tio­sis; dt. Unter­trei­bung, Unter­bie­tung, Abschwä­chung | | Die Lito­tes ist eine Figur, bei der mehr gemeint als gesagt wird, mit der etwas unter­trie­ben, abge­schwächt dar­ge­stellt wird. Es ent­steht dadurch ein »Under­state­ment«: »Durch den Com­pu­ter hat sich die Welt ein wenig ver­än­dert.« | | Die Lito­tes kann im gestal­te­ri­schen Ein­satz gera­de dort beson­ders stark wir­ken, wenn das Umfeld zu lau­ten Mit­teln und Über­trei­bun­gen greift.

  • lat. repe­ti­tio, ite­ra­tio; griech. dilo­gia, epa­nal­ep­sis; dt. Wie­der­ho­lung | | Sei­en es ein­zel­ne Wor­te, Wort­grup­pen, Satz­tei­le oder Sät­ze, Wie­der­ho­lun­gen zie­len auf eine Wir­kungs­ver­stär­kung: »Wählt mich, mich, mich!« Wird im Über­maß wie­der­holt, wird die Wir­kung nicht gestei­gert, son­dern gebro­chen, iro­ni­siert, ins Gegen­teil ver­kehrt. | | Die Wie­der­auf­nah­me bereits ein­ge­führ­ter Gestal­tungs­ele­men­te kann zu einer Wir­kungs­stei­ge­rung, zum Bei­spiel durch Wie­der­ken­nung, füh­ren. Dies soll bei­spiels­wei­se durch den wie­der­keh­ren­den Ein­satz einer Haus­far­be im »Cor­po­ra­te Design« erreicht werden.

  • lat. effec­tus; griech. to apo­ban; dt. Wir­kung, Effekt | | Wie Kom­mu­ni­ka­ti­on wirkt, ist eine zen­tra­le Fra­ge der Rhe­to­rik. Wir­kungs­ab­sich­ten, Wirk­mit­tel und Wir­kung auf Publi­kum und Rezi­pi­en­ten wer­den als ein wech­sel­sei­ti­ger Zusam­men­hang gese­hen, der auf Per­sua­si­on, Über­zeu­gung zielt, also Mei­nungs- oder Ein­stel­lungs­ver­än­de­run­gen her­vor­ru­fen will. Dabei kön­nen Argu­men­te eben­so ein­ge­setzt wie Affek­te erregt wer­den. | | Genau in die­sem Sin­ne ver­su­chen Gestal­ter mit gestal­te­ri­schen Mit­teln Wir­kung her­vor­zu­ru­fen, zu über­zeu­gen, Mei­nungs- oder Ein­stel­lungs­ver­än­de­run­gen aus­zu­lö­sen, Impul­se zu wecken und Nut­zer­ver­hal­ten zu steuern.

  • Von Wir­kungs­for­schung ist häu­fig in Kom­bi­na­tio­nen wie »Wer­be­wir­kungs­for­schung« oder »Medi­en­wir­kungs­for­schung« die Rede. Die­se For­schungs­rich­tun­gen ent­sprin­gen der Rhe­to­rik und ihrem Inter­es­se an der Wir­kung von Kom­mu­ni­ka­ti­on, bei der Wir­kungs­ab­sich­ten (auch Wirk­zie­le genannt), Wirk­mit­tel und Wir­kung – im Detail und in ihren Wech­sel­wir­kun­gen – unter­sucht wer­den. | | Wenn Design­for­schung sich Fra­gen der Kom­mu­ni­ka­ti­on zuwen­det, so kann sie »Design­wir­kungs­for­schung« genannt wer­den und ist somit Teil einer rhe­to­ri­schen Wir­kungs­for­schung. Design­wir­kungs­for­schung unter­sucht – im Detail und in ihren Wech­sel­wir­kun­gen – die Wir­kungs­ab­sich­ten von Gestal­tung (also die Wirk­zie­le der Auf­trag­ge­ber und der Gestal­ter), die gestal­te­ri­schen Mit­tel, die zum Ein­satz kom­men, und die Wir­kun­gen, die bei Rezi­pi­en­ten eintreten.

  • lat. adi­unc­tio; griech. zeug­ma, syl­lep­sis; dt. Ver­bin­dung per Aus­las­sung | | In der »Zeug­ma« oder »Syl­lep­se« genann­ten Figur wird ein Satz­teil aus­ge­las­sen oder »über­sprun­gen«, wodurch eine unge­wöhn­li­che Ver­bin­dung ent­steht oder eine oft ver­blüf­fen­de Wen­dung (»Unterm Her­zen trägt sie ein Kind und schwer dar­an.«) | | Bei einer bild­li­chen Dar­stel­lung, zum Bei­spiel in einer Foto­gra­fie oder einer Zeich­nung, kann durch die Reduk­ti­on der drei Dimen­sio­nen des Rau­mes auf die zwei Dimen­sio­nen des flä­chi­gen Bil­des eine Aus­las­sung ent­ste­hen, die einen ver­blüf­fen­den Effekt ausübt.

Möchten Sie über die Begriffe der Rhetorik mehr erfahren? Folgende Titel seien Ihnen für die heimische Bibliothek empfohlen:

  • Sanders, Willy: Das neue Stilwörterbuch. Stilistische Grundbegriffe für die Praxis. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, 2007.
  • Harjung, J. Dominik: Lexikon der Sprachkunst. Die rhetorischen Stilformen. Mit über 1000 Beispielen. München: C. H. Beck, 2000.
  • Baumgarten, Hans: Compendium Rhetoricum. Die wichtigsten Stilmittel. Eine Auswahl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2005(2).

Vertiefung dazu bietet:

  • Lausberg, Heinrich: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft. Stuttgart: Franz Steiner, 2008(4).

Das umfassendste Wörterbuch und Standardwerk zur Rhetorik:

  • Ueding, Gert (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bislang 10 von 11 Bänden. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 1992–2011.

Die genannten Werke dienen als Quellen für den Aufbau des kleinen Wörterbuches auf dem Forum »Sprache für die Form«.

 

Datenschutz-Übersicht
Sprache für die Form * Forum für Design und Rhetorik

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.

Unbedingt notwendige Cookies

Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir deine Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.