Es ist inter­es­sant, dass die »Schuld­fra­ge« zum Stan­dard­re­per­toire der Aus­ein­an­der­set­zung mit Arbeits­lo­sig­keit gehört, sel­ten aber eine Fra­ge ist, die im Kon­text von beruf­li­chem Erfolg auf­tritt. Der nach­fol­gen­de Ein­spie­ler aus der Talk-Show »Maisch­ber­ger« zum The­ma »Das neue Hartz IV – Här­ter, aber Fai­rer?«, der 2014 aus­ge­strahlt wur­de, macht dies exem­pla­risch deutlich.

Getra­gen von der Ideo­lo­gie eines Auf­stiegs »vom Tel­ler­wä­scher zum Mil­lio­när« durch nichts wei­ter als Fleiß, Risi­ko­be­reit­schaft und unge­bro­che­nem Arbeits­wil­len, hat die­se »taf­fe Geschäfts­frau« ihren Erfolg »nur sich selbst« zu ver­dan­ken. Nicht nur, dass die­sen Per­so­nen in den ent­spre­chen­den Talk-Shows stets »Arbeits­lo­se« gegen­über­ge­stellt wer­den, die offen beken­nen, nicht arbei­ten zu wol­len und sich auf Kos­ten der Steu­er­zah­ler ein gemüt­li­ches Leben zu machen, wird die­ses Bild viel­mehr auch immer wie­der von den Ein­spie­lern der Sen­dung selbst erzeugt. Zwei Bei­spie­le sol­len das deut­lich machen: Das ers­te Bei­spiel ist ein Ein­spie­ler aus dem Jahr 2011. Der Ein­spie­ler ent­stammt der Talk-Show »Anne Will«. Hin­ter­grund ist die Erhö­hung des Hartz IV-Regel­sat­zes um 5 bzw. 11 Euro, der Ein­spie­ler zeigt eine Hartz IV-emp­fan­gen­de Fami­lie mit einem Vater, der als Leih­ar­bei­ter auf­sto­cken muss.

 

 

Neh­men wir an, die­ser Jun­ge sei nicht ein Lai­en­dar­stel­ler und der Fall mit der 8-köp­fi­gen Fami­lie, die sich natür­lich nicht vom Gehalt eines Leih­ar­bei­ters ver­sor­gen lässt, sei real, so ist die Art der Dar­stel­lung den­noch eine Design­ent­schei­dung. War­um muss es ein dicker Jun­ge sein, der in der ers­ten Ein­stel­lung popelt (Abb. 4)?

Abb. 4

Abb. 4

War­um muss die­ser sich über die Ban­de aufs Fuß­ball­feld quä­len (Abb. 5)?

Abb. 5

Abb. 5

War­um muss die­ser über­haupt Fuß­ball spie­lend gezeigt wer­den (Abb. 6)?

Abb. 6

Abb. 6

War­um muss sein Zim­mer in einem unauf­ge­räum­ten Zustand gezeigt wer­den (Abb. 7)?

Abb. 7. Abbildungen 4 bis 7: Die Schuldfrage und visuelle Diskriminierung eines 13-jährigen, Videostils aus: Anne Will: Das Hartz-Theater – was bekommt die Politik noch gebacken? Das Erste, 13.2.2011.

Abb. 7. Abbil­dun­gen 4 bis 7: Die Schuld­fra­ge und visu­el­le Dis­kri­mi­nie­rung eines 13-jäh­ri­gen, Video­stils aus: Anne Will: Das Hartz-Thea­ter – was bekommt die Poli­tik noch geba­cken? Das Ers­te, 13.2.2011.


Doppelausgabe Nr. 12 und 13, Herbst 2018

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