Auch sprach­lich funk­tio­niert die Aus­wei­tung des Begriffs Design nicht unbe­dingt. Im Eng­li­schen kann man design­ver­wand­te Tätig­kei­ten ein­fa­cher benen­nen, wie zum Bei­spiel »desig­ning a con­cept«. Im Deut­schen hin­ge­gen wer­den Kon­zep­te gram­ma­ti­ka­lisch kor­rekt »ent­wi­ckelt«Doch selbst wenn man die­sen all­um­fas­sen­den Begriff des Designs akzep­tiert, blei­ben Fra­gen: Was haben die unter­schied­li­chen Arten von Desi­gnern gemein­sam? Ein Desi­gner ist ein Spe­zia­list und in sei­nem Bereich der Gestal­tung für die Fin­dungs- und Rea­li­sa­ti­ons­pro­zes­se zustän­dig. Die­se kon­zep­tio­nel­le neue Ebe­ne ergibt die span­nen­de Fra­ge danach, wel­che Aus­bil­dung dahin­ter steckt und ob man die­se neu­en Design-Ele­men­te der Dis­zi­pli­nen nicht mit einer gene­ra­li­sie­ren­den Aus­bil­dung, für Pro­zess­ge­stal­ter diver­ser Fach­be­rei­che, bün­deln kann. Es wur­de im Film nicht genug her­aus­ge­ar­bei­tet, wie die Auf­ga­ben und die mög­li­che Aus­bil­dung eines sol­chen zukünf­ti­gen Pro­zess­ge­stal­ters aus­se­hen könn­te. Soweit ist nur ersicht­lich, dass die Basis ein aus­ge­bil­de­tes Fach­wis­sen genau­so beinhal­tet wie das ziel­ori­en­tier­te Hin­ter­fra­gen. Doch was heißt das für die Gra­fik­de­si­gner? Der Film deu­tet an, dass es Pro­zess-Gestal­ter geben wird und das Arbeits­um­feld diver­ser Beru­fe im Wan­del ist. Hin­zu kommt der Appell zu inter­dis­zi­pli­nä­rer Zusam­men­ar­beit. Bei­des wird aber nicht weit genug aus­ge­führt, es feh­len detail­lier­te Vor­schlä­ge. Erfüllt ist aber immer­hin das Ziel, einen Denk­an­stoß zu geben.

Über­zeu­gend ist der Film mit sei­ner Kern­aus­sa­ge dadurch, dass »Muris Media« in ihrem Pro­duk­ti­ons­team eben die­se Mul­ti­per­spek­ti­vi­tät ange­wandt und aus­ge­übt hat. Die Inter­views erfol­gen in einer Par­al­lel­mon­ta­ge und sind the­ma­tisch auf­ein­an­der auf­bau­end zuge­schnit­ten. Damit unter­stüt­zen die Macher nicht nur das Kon­zept, son­dern brin­gen dem Zuschau­er den Gedan­ken von Viel­schich­tig­keit näher. Der Film ist emp­feh­lens­wert, da es in jedem Fach­be­reich immer wie­der wich­tig ist, über den eige­nen Tel­ler­rand zu schau­en. “Okay ever­y­bo­dy switch chairs.”[6] Mit die­sem Satz bewegt der Mana­ger des Mul­ti­mil­lio­nen-Dol­lar-Unter­neh­mens »Jump«, Udy­an Pat­ni­ak, sei­ne Mit­ar­bei­ter regel­mä­ßig in Mee­tings dazu, sich bin­nen zehn Sekun­den einen neu­en Stuhl zu suchen. Außer­dem gibt es in dem Unter­neh­men Arbeits­räu­me wie den gemüt­li­chen »Zen-Room« mit Sitz­pols­tern auf dem Boden oder die Sitz­ecke, die einem ame­ri­ka­ni­schem Diner nach­emp­fun­den ist. Pat­ni­ak bezweckt damit einen Per­spek­tiv­wech­sel, der sei­ner Ansicht nach schon mit räum­li­chen Ver­än­de­run­gen Wir­kung zeigt. Din­ge, die bekannt sind, ein­mal ande­res zu betrach­ten, könn­te neue Wege eröff­nen, die viel­leicht zu bes­se­ren Lösun­gen als den bis­he­ri­gen füh­ren. Also: Alle ein­mal die Stüh­le wechseln.


Ausgabe Nr. 7, Herbst 2015

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