Buchbesprechung
»Schönheit = Funktion = Wahrheit«
Sagmeister & Walsh über die Gestaltung der Zukunft
Mattiert, in einem Schuber eingefasst, mit geprägten, grafischen Elementen und einem silbernen Farbschnitt präsentiert sich das neue Werk von Sagmeister und Walsh dem Leser. Nimmt man das partiell, uv-lackierte Buch aus dem Schuber heraus, hält man eine 278-seitige, fadengeheftete Broschur in den Händen, der es ebenso im Inneren nicht an optischer Zurückhaltung mangelt.
»Schönheit ist das Quantum Menschlichkeit, das unser Leben besser macht.« Stefan Sagmeister und Jessica Walsh sind der Meinung, dass das Bewusstsein für Schönheit essentiell für das Zusammenleben unserer Gemeinschaft ist. Zu Beginn des Buches geben sie einen Einblick in verschiedene Definitionen von Schönheit. So kann Schönheit zum Beispiel mathematisch, philosophisch oder gar wissenschaftlich erklärt werden. Das darauffolgende Kapitel »Eine kurze Geschichte der Schönheit« zeigt, dass in Konzepten aus den Bereichen Architektur, Grafik- und Produktdesign, Mode, Stadtplanung oder Kunst der Begriff der Schönheit schon immer eine wichtige Rolle eingenommen hat. Wie erleben wir Schönheit? Diese Frage versuchen die Autoren mittels des Konsenses der breiten Masse, im weiteren Verlauf des Buches, zu beantworten. Sagmeister rief schon im Vorfeld der Veröffentlichung auf Instagram zu diversen Umfragen auf, um so herauszufinden welche Cola-Dose, welcher Reisepass oder welche Banknote als am schönsten empfunden wird. Es resultiert, dass Schönheit nicht im Auge des Betrachters liegt, sondern durchaus ein ähnliches Schönheitsempfinden innerhalb der befragten Personen vorzufinden ist. Aufbauend auf sieben Kapiteln präsentierter Schönheit endet dieses Projekt mit einem Manifest. Wer ein fertiges Schlüsselkonzept für Schönheit erwartet hat, wird wohl eher enttäuscht. Hier geht es nicht darum, Schönheit zu definieren. Das Manifest appelliert an die Eigeninitiative eines jeden Einzelnen, durch eigene Leistung die Erkenntnisse dieses Buches im Alltag umzusetzen um so Zweckmäßigkeit und Passivität entgegenzuwirken.
Mit dem Versuch, dieses Buch mit fünf Schriftschnitten dekorativ zu gestalten, kommt an manchen Stellen leider die Lesbarkeit zu kurz. Durch immer wieder eingeschobene Seiten voller Grafiken und Bilder wird der Lesefluss unterbrochen. Am Ende fragt man sich, ob man dieses Buch ernsthaft als Idealbild von Schönheit sehen kann.
Für knapp 40 Euro erhält man mit »Beauty« eine unterhaltsame Lektüre, die sich als Fundament für einen semi-philosophischen Diskurs über Schönheit, während eines Grillabends unter Freunden eignet. Sagmeister und Walsh’s Werk ist keinesfalls als wissenschaftlich untermauertes Werk zu betrachten. Die Kombination aus kurzweiligen Texten und einer großen Zahl an Bildern und Grafiken lädt dazu ein, dieses Buch in ein paar Stunden durchzublättern. Schön.