Doppelausgabe Nr. 19 und 20, Frühjahr 2022: Frage und Antwort

»… dass der fachliche Wortschatz geringer wird …«

Petra Stephan über Sprache und Architektur

Von Stefanie Schulz


Petra Ste­phan ist Chef­re­dak­teu­rin der der Fach­zeit­schrift »AIT« (Archi­tek­tur, Innen­ar­chi­tek­tur und Tech­ni­scher Aus­bau). Im Inter­view beschreibt sie ihre Arbeit.

Was ist Ihre Lieb­lings­auf­ga­be als Chefredakteurin?

Mit den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen die uns für die jewei­li­ge »AIT«-Ausgabe vor­lie­gen­den Pro­jek­te zu sich­ten, zu dis­ku­tie­ren und letzt­end­lich zur Ver­öf­fent­li­chung aus­zu­wäh­len. Und natür­lich: jede ganz frisch gedruck­te AIT auf­zu­schla­gen und durchzublättern.

Und wel­che Auf­ga­be füh­ren Sie eher ungern aus?

Innen­ar­chi­tek­ten und Archi­tek­ten, die uns Bei­trä­ge zur Ver­öf­fent­li­chung ein­ge­sandt haben, zu erklä­ren, war­um wir ihr Pro­jekt nicht aus­ge­wählt haben. Das Glei­che gilt für Mit­ar­bei­ter von PR-Agen­tu­ren, die anfra­gen, war­um gera­de ihr Text- und Bild­ma­te­ri­al nicht berück­sich­tig wer­den konnte.

Wie haben Sie es geschafft, Chef­re­dak­teu­rin der Fach­zeit­schrift »AIT« zu werden?

In dem ich mich seit dem Abitur ent­we­der mit Jour­na­lis­mus oder mit Innen­ar­chi­tek­tur und Archi­tek­tur beschäf­tigt habe: Tages­zei­tungs­vo­lon­ta­ri­at, Innen­ar­chi­tek­tur­prak­ti­kum, Archi­tek­tur­stu­di­um, freie Mit­ar­beit bei Archi­tek­tur- und Bau­her­ren-Maga­zi­nen und Archi­tek­tur­bü­ros, eige­nes Archi­tek­tur­bü­ro, Redak­teu­rin, Res­sort­lei­te­rin und dann Chef­re­dak­teu­rin. Neben der Aus­bil­dung ist natür­lich die Lust und Begeis­te­rung am Schrei­ben, am Gestal­ten und am Kon­takt mit Men­schen not­wen­dig; sowie Fleiß, Enga­ge­ment, Durch­hal­te­ver­mö­gen, Geduld, Krea­ti­vi­tät, Füh­rungs­qua­li­tät, Empa­thie und natür­lich sehr gute Fach- und Branchenkenntnisse.

Wie gewich­ten Sie ver­schie­de­ne Text­ar­ten in der »AIT«?

Wir unter­schei­den, wie all­ge­mein üblich im Jour­na­lis­mus, die Bei­trä­ge in Nach­rich­ten, Mel­dun­gen, Kom­men­ta­re, Essays, Glos­sen, Beschrei­bun­gen und Inter­views. Die­se ver­schie­de­nen Bei­trags­for­men sind unter­schied­lich gewich­tet: Unser nach­richt­li­cher Teil am Heft­an­fang, genannt Forum, ent­hält kur­ze, prä­gnan­te Mel­dun­gen und Kom­men­ta­re und ist mög­lichst aktu­ell, von all­ge­mei­nem Inter­es­se und unab­hän­gig vom Heft­the­ma. Im Mit­tel­teil brin­gen wir eine Anzahl von umfang­rei­chen Seri­en, dabei steht in ers­ter Linie unse­re Ziel­grup­pe, die Innen­ar­chi­tek­ten und Archi­tek­ten im Vor­der­grund, sie wer­den inter­viewt oder lie­fern einen eige­nen Autoren­text. Die Lese­rin­nen und Leser sind bes­ten­falls bereits ver­traut mit der ein oder ande­ren Serie und erwar­ten schon die nächs­te Folge.

Der Haupt­teil dient den Pro­jekt­be­schrei­bun­gen, die sich jeweils an einer innen­ar­chi­tek­to­ni­schen Bau­auf­ga­be – Laden­bau, Woh­nen, Büro, Öffent­li­che Bau­ten, Gas­tro­no­mie, Gesund­heits- und Frei­zeit­bau­ten sowie Behör­den – ori­en­tie­ren. Die Bei­trä­ge sind vier bis acht Sei­ten lang, mit vie­len gro­ßen Fotos und rela­tiv viel erläu­tern­dem Text. Ergänzt wird die­ser Heft­teil durch zum The­ma pas­sen­de län­ge­re Essays und Theo­rie­bei­trä­ge sowie kur­ze Pro­dukt- und Pro­jekt­be­schrei­bun­gen. Die­se ver­schie­de­nen Bei­trags­ar­ten wer­den – laut Leser­be­fra­gun­gen – zu unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten und Anläs­sen gele­sen, sowie von ver­schie­de­nen Leser­grup­pen. Das hat den Vor­teil, dass eine Aus­ga­be nicht nur ein­mal in die Hand genom­men wird, son­dern mehr­fach – aus unter­schied­li­chen Inten­sio­nen von unter­schied­li­chen Inter­es­sen­ten. Die Mischung ist wich­tig, um mög­lichst vie­le spe­zi­fi­sche Nei­gun­gen und Inter­es­sen der Lese­rin­nen und Leser abzu­de­cken und um eine hohe Auf­merk­sam­keit und gro­ßen Leser­nut­zen zu erzielen.

In der Archi­tek­tur­bran­che sind Fach­be­grif­fe sehr geläu­fig, wie sehen Sie die Situa­ti­on in der Designbranche?

Fach­be­grif­fe in der Archi­tek­tur sind wich­tig, damit sehr prä­zi­se und sach­lich zwi­schen Fach­leu­ten kom­mu­ni­ziert wer­den kann – zwi­schen Innen­ar­chi­tek­ten, Archi­tek­ten, Hand­wer­kern, Lie­fe­ran­ten, Indus­trie aber auch Fach­in­ge­nieu­ren und Fach­jour­na­lis­ten –, ähn­lich wie bei Medi­zi­nern oder Juris­ten. Fach­be­grif­fe in der Design­bran­che ken­ne ich eher als modi­sche, emo­tio­na­le und kurz­le­bi­ge Begriff­lich­kei­ten, die auch für den Kun­den oder Käu­fer ver­ständ­lich sein müssen.

Neh­men Sie Ver­än­de­run­gen im sprach­li­chen Ver­ständ­nis Ihrer Leser­schaft wahr?

Unse­re Lese­rin­nen und Leser geben uns in der Regel kei­ne Rück­mel­dung, wenn sie etwas nicht ver­stan­den haben. Das wür­den sie dann eher goo­geln oder es als etwas neu Dazu­ge­lern­tes bewer­ten. In der Zusam­men­ar­beit mit jün­ge­ren Kol­le­gen mer­ke ich jedoch, dass der fach­li­che Wort­schatz gerin­ger wird und die Nei­gung, sich sehr prä­zi­se, dif­fe­ren­ziert und bewer­tend aus­zu­drü­cken, abnimmt. Das spie­gelt sich auch in den ein­ge­sand­ten stu­den­ti­schen Bei­trä­gen wider.

Im Hin­blick auf die Zukunft: Wie geht die »AIT« mit The­men wie Digi­ta­li­sie­rung oder Akqui­se jun­ger Leser um?

Die Coro­na-beding­te Kurz­ar­beit hat aus­ge­rech­net den Teil der Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen getrof­fen, der für die digi­ta­len Medi­en – Home­page, News­let­ter, Face­book, Insta­gram – zustän­dig ist. Wir wären da sehr ger­ne sehr viel wei­ter und hof­fen nach Been­di­gung der Kurz­ar­beit in unse­rem Ver­lag an die Bemü­hun­gen in der Ver­gan­gen­heit anknüp­fen zu kön­nen. Die jün­ge­ren Lese­rin­nen und Leser ver­su­chen wir immer schon mit Seri­en­bei­trä­gen wie »Stu­die­ren­de ent­wer­fen« oder »Lehr­jah­re bei …« anzu­spre­chen, ver­öf­fent­li­chen Auf­ru­fe zu stu­den­ti­schen Wett­be­wer­bern, Hoch­schul­in­ter­na oder neu­en Studiengängen. 

Die jun­gen Autorin­nen und Autoren bekom­men ein Jah­res-Abon­ne­ment und je nach Bei­trag ein Hono­rar. Zu Semes­ter­be­ginn schi­cken wir den Erst­se­mes­tern unter den Innen­ar­chi­tek­tur- und Archi­tek­tur­stu­den­ten seit vie­len Jah­ren ein »AIT«-Willkommenspaket mit einem Fach­buch, »AIT«-Ausgaben, Schreib­un­ter­la­gen etc. zu; und wer uns den Nach­weis über den Bache­lor- oder Mas­ter­ab­schluss mailt, bekommt ein Halb­jah­res-Abon­ne­ment der »AIT«. Und natür­lich gewäh­ren wir 50 Pro­zent Stu­die­ren­den­ra­batt auf das »AIT«-Jahres-Abonnement.


Datenschutz-Übersicht
Sprache für die Form * Forum für Design und Rhetorik

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.

Unbedingt notwendige Cookies

Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir deine Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.