5 Klas­si­sche Bildrhetorik

Nach­dem wir Ethos, Pathos und Logos somit auch im Bild nach­wei­sen kön­nen, blei­ben zur visu­el­len Rhe­to­rik den­noch offe­ne Fra­gen. Denn die Über­zeu­gungs­mit­tel von Bild und Rede ver­hal­ten sich zwar ana­log, aber eben nicht deckungs­gleich. So kön­nen wir ein grund­le­gen­des Bild­ge­stal­tungs­ele­ment wie das schê­ma sogar allen drei rhe­to­ri­schen Pist­eis zuwei­sen. Um den Stra­te­gien der Bild­kunst gerecht zu wer­den, müs­sen wir also ihre eige­nen Über­zeu­gungs­mit­tel defi­nie­ren. Das sind nach Aus­weis der Quel­len nur zwei:

1. das schê­ma, wel­ches als hand­lungs­bil­den­des Ele­ment sowohl den Logos wie auch das Ethos und Pathos eines Bil­des grund­legt, und

2. die chrô­ma­ta, die als Lokal­far­ben dem Logos und als Wahr­neh­mungs­er­schei­nun­gen dem Pathos zuzu­ord­nen wären.

Wir kön­nen die­se Vor­über­le­gun­gen zur klas­si­schen visu­el­len Rhe­to­rik also vor­erst mit einem Satz des Aris­to­te­les beschlie­ßen, den er der älte­ren Kunst­dis­kus­si­on ent­nimmt: »Mit Far­ben (chrô­ma­ta) und Figu­ren­ty­pen (schê­ma­ta) stel­len die Bild­ner vie­ler­lei dar.«[23]

… und hin­zu­fü­gen: Sie stel­len nicht nur dar, son­dern sie über­zeu­gen damit.

Abbil­dungs­nach­weis:

  • Abb. 1: Nach Cur­ti­us (1929) Taf. 5

Lite­ra­tur:

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  • Bar­ba­ne­ra, Mar­cel­lo: The Envy of Daeda­lus. Essay on the Artist as Mur­de­rer. Mor­pho­ma­ta Lec­tures Colo­gne, 4. Mün­chen 2013.
  • Bar­thes, Roland: Rhé­to­ri­que de l’i­mage. Com­mu­ni­ca­ti­ons 4. Paris 1964. S. 40—51; dt.: Rhe­to­rik des Bil­des. In: Bar­thes, Roland: Der ent­ge­gen­kom­men­de und der stump­fe Sinn. Kri­ti­sche Essays III. Frank­furt 2005. S. 28—46.
  • Blum, Her­wig: Die anti­ke Mne­mo­tech­nik. Hil­des­heim, New York 1969.
  • Bras­sat, Wolf­gang (Hg.): Bild-Rhe­to­rik. Rhe­to­rik – ein inter­na­tio­na­les Jahr­buch. Band 24. Tübin­gen 2005.
  • Bre­de­kamp, Horst: Theo­rie des Bild­akts. Ber­lin 2010.
  • Cur­ti­us, Lud­wig: Die Wand­ma­le­rei Pom­pe­jis. Leip­zig 1929.
  • Hei­ni­mann, Felix: Eine vor­pla­to­ni­sche Theo­rie der Tech­ne. In: Muse­um Hel­ve­ti­cum 18 (1961). S. 105—130.
  • Kerferd, Geor­ge Bris­coe; Flas­har, Hell­mut: Die Sophis­tik. In: Flas­har, Hell­mut (Hg.): Die Phi­lo­so­phie der Anti­ke II/1: Sophis­tik, Sokra­tes, Sokra­tik, Mathe­ma­tik, Medi­zin. Grund­riss der Geschich­te der Phi­lo­so­phie, Bd. 3. Basel 1998.
  • Kna­pe, Joa­chim (Hg.): Bild­rhe­to­rik. Baden-Baden 2007.
  • Kna­pe, Joa­chim: Bild­tex­tua­li­tät, Nar­ra­ti­vi­tät und Pathos­for­mel. Über­le­gun­gen zur Bild­rhe­to­rik. In: Schö­ner, Petra; Hüb­ner, Gert (Hg.): Arti­um con­junc­tio. Kul­tur­wis­sen­schaft und Früh­neu­zeit­for­schung. Auf­sät­ze für Die­ter Wut­t­ke. Baden-Baden 2013. S. 297—334.
  • Koch, Nadia J.: Tech­ne und Erfin­dung in der klas­si­schen Male­rei. Eine ter­mi­no­lo­gi­sche Unter­su­chung, Mün­chen 2000.
  • Koch, Nadia J.: Parad­eig­ma. Die anti­ke Kunst­schrift­stel­le­rei als Grund­la­ge der früh­neu­zeit­li­chen Kunst­theo­rie. Wies­ba­den 2013.
  • Pol­litt, Jero­me Jor­dan: The Anci­ent View of Greek Art. Cri­ti­cism, Histo­ry, and Ter­mi­no­lo­gy. New Haven, Lon­don 1974.
  • Schir­ren, Tho­mas; Zins­mai­er, Tho­mas (Hg.): Die Sophis­ten. Aus­ge­wähl­te Tex­te Grie­chisch / Deutsch. Stutt­gart 2003.

Ausgabe Nr. 4, Frühjahr 2014

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