Essay

Taugt die Evidenz des Visuellen als Argument?

Zehn Thesen als Plädoyer dafür, genauer hinzuschauen

Von Volker Friedrich


Lie­ße sich eine Bun­des­tags­de­bat­te über Steu­er­fra­gen ohne Wor­te, in Bil­dern füh­ren? Die Fra­ge wird wohl nie­mand ernst­haft mit »ja« beant­wor­ten. Wer in der Dis­kus­si­on über visu­el­le Rhe­to­rik der Bedeu­tung der Bil­der gerecht wer­den möch­te, soll­te die Bedeu­tung der Wor­te wür­di­gen. Bil­der wie Wor­te leis­ten viel, man­ches ähn­lich, man­ches unter­schied­lich, man­ches gemein­sam bes­ser als allein. Dies gilt es genau zu betrach­ten und dabei das von­ein­an­der zu schei­den, was zu schei­den mög­lich ist. So weit, so schön – der Haken an die­sen Gedan­ken ist, dass sie Fra­gen auf­wer­fen, zu denen unzäh­li­ge Abhand­lun­gen bereits Biblio­the­ken fül­len. In ver­schie­de­nen Publi­ka­tio­nen gera­de der letz­ten Jah­re fin­den sich Aus­füh­run­gen dar­über, dass oder wie Bil­der als Argu­men­te und Grün­de genutzt wer­den könn­ten, und dabei wer­den ganz unter­schied­li­che Aspek­te ins Feld geführt.[1]

Im Fol­gen­den möch­te ich einen Aspekt auf­grei­fen, der kei­nes­falls die gesam­te Dis­kus­si­on abbil­det, aber einen Begriff unter­sucht, der in der Dis­kus­si­on über visu­el­le und Bild­rhe­to­rik von Bedeu­tung ist. Oft wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Evi­denz des Visu­el­len ja direkt spre­che, direk­ter als Wor­te – die Unmit­tel­bar­keit des bild­lich Dar­ge­stell­ten ver­mitt­le sich klar, ein­fach und deut­lich. Ja und nein, mir scheint, man soll­te etwas genau­er hin­schau­en. Es gibt Bil­der, die dem nicht ent­spre­chen, weil sie – gewollt oder unge­wollt – ver­rät­selt sind und gedeu­tet wer­den müs­sen (schö­ne Bei­spie­le dafür fin­den wir in der Rubrik »Illus­tra­tio­nen« in den Foto­gra­fien von Valen­tin Wormbs); und es gibt durch­aus Wor­te, die Klar­heit schaf­fen. Zum ande­ren ist die unmit­tel­ba­re Wir­kung, die Bil­der auf uns aus­üben kön­nen, gera­de wegen ihrer Unmit­tel­bar­keit nicht so klar, deut­lich, ver­ständ­lich, wie wir mei­nen. Gegen den Gedan­ken, die Evi­denz des Visu­el­len tau­ge als Argu­ment, tra­ge ich mit den zehn fol­gen­den The­sen Ein­wän­de vor. Soll­ten sie grei­fen, dann blie­be gleich­wohl die span­nen­de Fra­gen offen, wie eine Argu­men­ta­ti­ons­leh­re des Visu­el­len ange­gan­gen, wie von der visu­el­len Rhe­to­rik ent­wi­ckelt wer­den könnte.


Ausgabe Nr. 4, Frühjahr 2014

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