Ha. Holen wir einmal gemeinsam tief Luft. “Perspective.” Eine eindeutige Vorstellung. Klare Anschauung. Ja. Verdammt, verdammt. Herumdrucksen ist damit verächtlich ausgeschlossen. Wenn du was auf dich hältst, dann hast du ein Ziel, Selbstsicherheit und die feste Vorstellung von deinem Sinn.
Ich weiß nicht, ob »die Hochschulen« gewillt und in der Lage sind, in dieser Art der Vorbild-Vergleiche die engagierte Persönlichkeit ihrer studierenden Zöglinge überhaupt lebendig zu machen, sie anzufeuern und mit äußerstem Willen zu füllen: »Kreativität ist die Überwindung der Gleichgültigkeit.« Das habe ich einmal, übermütig genug, so gesagt. Und, ich denke, es bleibt.
Beobachter anderer Art, der wunderbare Erzähler William Boyd etwa, er lässt seinen Lebenskünstler, Logan Mountstewart, zum Thema das Folgende sagen: »Es tut mir leid, aber Abstraktion lässt mich kalt, irgendwo sollte doch ein menschlicher Bezug in einem Bilde sein, sonst sprechen wir allein über Form, Struktur oder Farbigkeit – für ein Gestaltungswerk ist das für mich nicht genug.« Ja, nicht genug der eindrucksstarken Verständigung. De Kooning, er schreibt über sich selbst, ganz so wie Boyd es über seine Figur zum Ausdruck bringt: »Ich habe kein Interesse am Abstrahieren oder daran, die Dinge herauszunehmen, oder Malerei auf Design, Form oder Farbe zu reduzieren. Daher male ich so, dass der Betrachter die Dinge als Gefühl und Ausdruck begreifen kann.« Unmittelbarkeit. Das ist das, was er meint.
Das abstrakt Formale etwa, nehmen wir es als ein Beispiel nur, das »Opartistische«, der ästhetische Konstruktivismus, sie sind wohl das eher berechnend »Schöne«, das oft bezwingend Täuschende unserer Sinne, ein Ordnungsspiel von Erdachtem, eine Art formgebender Mathematik.
Formenmode des Zeitgeistes zweifellos, Trendausdruck unserer zu oft gesetzlos treibenden Shitstorm-Kulturen, am Ende, wenn’s hoch kommt, ästhetisches Augendekor. Nun ja, Design. So kann man es sehen, womöglich ein wenig streng. Design bleibt zumeist rein formal, es fällt uns die Einbauküche ein, pardon: Schön modern. Unmittelbarkeit des Ausdrucks, verzeih mir, mein Gestalterfreund, ich wiederhole es, Unmittelbarkeit des Ausdrucks, sie findet sich nicht. Was »die Hochschule« also noch anbieten kann? Na?
Lebendigkeit. »Perspective«. Unser Mr. Hutton, denke ich, wäre wohl einverstanden damit. Wer es nicht glaubt, er werde mir dennoch selig.
Die Wissenschaft selbst, sie macht nun riesige Schritte. Und, ihre Hirnforschung, sie kommt uns nach Jahren der Sprödigkeit nun offen entgegen. Sie bestätigt das Denken des trotzigen William of Ockham, der sich bis heute im Netz mit »Occam’s Razor« behauptet, und sie bestätigt seinen Lehrer, Scotus, der als Erster vom »ersten Denken« gesprochen hat, vom »Wissen in der Hand«.
Heute, sieben Jahrhunderte später, hat die Wissenschaft ihn erreicht und endlich bestätigt. Fachlich gesagt, durch die Erforschung der sogenannten neuronalen Vorgänge, welche sich während unser aller intuitiven Entscheidungen vollziehen. Nun, nach langem Widerstreit, befindet sich die streitende Erforschung unseres Gehirns auf einer nicht umzukehrenden Expedition in das bisher so kaum erhellte Schattenreich vom »unbewussten Wissen«. Und nun in diesem Lichte, da gibt es sich neu zu erkennen, nämlich ein nunmehr bestätigtes Universum, voll der bisher kaum geahnten schöpferischen Kräfte. Für, nunmehr anerkannt, überraschend hoch kompetente Urteilskraft: Ein Universum des »Priming«, mehr als zutreffend nun so genannt. Die durch moderne Forschung nunmehr bestätigte Welt des »impliziten Wissens«. Wissen implizit. Wissen in der Hand. So nun anerkennt Wissenschaft die lange unerforschten Regionen unserer Intuition, die Art menschlicher Erkenntnis, welche die in Bruchteilen einer Sekunde begriffene Entscheidung trifft. Das ist für dich, mein affektiver Gestalter.