Wer weiß schon was, wenn’s nicht vermittelt wird. Beispiele erzeugen das große Aha. Ein Beispiel hier, wie es uns eine Weltmarke des Sportes gibt. Nike. Die Marke kennt ja nun jeder Knirps. Der weiß aber wohl kaum, dass Nike die altgriechische Göttin des Sieges ist und daher ein gewaltiger Coup der Erdenker für eben den Markt des Sports. Der eine Feier des Sieges ist. Ein Wunder, dass der Sportmarkt nicht früher darauf gekommen ist.
Ein Siegerprodukt, ja, das besaß die engagierte Firma in Kalifornien, aber eine Fackel noch nicht. Für das Feuer, das du da nun entfachen sollst, du verstehst, da brauchst du nun das, das worum sich das Ganze dreht, den Furor der Inspiration. Für den ganz großen Lauf. Gezündet haben sie dann ihr Fanal für die Jugend, ganz um den Globus herum: “Just do it.” Zieh’ dir die Schuhe an und renn. Raus aus deinem verdammten Revier. Ganz so wie Fifty-Cent.
Andy Berlin, ein starker Gestalter, er schrieb damals: »Die Agentur ›Wieden & Kennedy‹, sie haben ihr Konzept eine Werbung für das Super-Ego genannt. Aber, es geht nicht um das eine Individuum, um ein einziges fühlendes Wesen, es geht vielmehr um einen Strom des Bewusstseins um den ganzen verdammten Planeten herum.«
Dann haben die Jungs das »Tempo« entworfen, den ganzen wilden, verdammten Wurf ihrer Sache, wie gemacht für den Flug eines Usain Bolt, sie zeichneten dann dazu noch den »Swoosh«, der aussieht wie ein moderner Bumerang, nur mit dem rasanten Schnitt eines Designs, das von alleine fliegt.
Und, nun erst, nun kommt’s, lieber Freund. Alles ist nur Beobachtung und, wenn du willst, eine total ausgebuffte Intelligenz. Denn, genial, die hyperteure Reklame, sie wird nun der Aktion auf dem Platz anvertraut, dem Glamour der besten Akteure der Welt: Nimm nur ein Beispiel, den Roger Federer, als Star des Tennissports unerreicht. Er kommt auf den Platz, um die Stirne ein Band und, ja, und darauf der Swoosh. »Markenbindung«, hautnah. Durchschwitzt auf der Stirne das Symbol des Sieges. Über den Kampf erlebt, Stunde um Stunde über alle Bildschirme der Welt übertragen: Nike. Eine Penetration ohnegleichen. Die Siegermarke, auf der Stirne durchschwitzt. Ihr Wettbewerb, wiederum, ist alte Welt, verstaubt aller Glanz, und ist eben abgehängt. Nike, das ist ein Fall ohnegleichen. Buchstäblich beispielhaft. Durch das scharf intelligente Zusammenspiel von Marke, Konzept und Design, Think big: Perspective. Also muss der Gestalter – swoosh – zwingend ganzheitlich denken: Umsetzen des Konzeptes in die größte Beachtlichkeit.
Kommunikationswissenschaft ist hier auf herausfordernde Weise mit uns. Bezieht den Gestalter von Beachtlichkeit nachdrücklich ein. Sagt: das Kapital eines Unternehmens besteht allein in seinem Gegenwartswert.
Gegenwartswert: Damit ist alles gesagt. Und, was den Gestalter betrifft, es definiert sein Gebiet als eine bewusste, umfassend zeitwache Verantwortlichkeit. Ja, du musst doch sehr zeitwach sein: Du weißt schon – »determined«. So schließt sich der Kreis. Der Kreis deiner Verantwortlichkeit.
Ein Philosoph hat gesagt, die Sprache, sie sei Rhetorik. Wie wahr. Für den Gestalter bedeutet dies gar nichts Anderes als allein Überzeugungskraft: Die Unerschütterlichkeit, vor großem Publikum lächelnd auf einen Stuhl zu steigen und laut seine »Perspective« von sich zu geben. Wieder, determined? Ganz ohne Zweifel: Arbeit an Selbstsicherheit.
Der »Gestalter« ist ein Menschenberuf. Fordert sehr viel von dir. Du bist kein Kulissenmaler, du bist Regisseur. Und, du siehst deinen Film, gleich schon, weit bevor du ihn drehst. Ich selbst habe diesen Job der Jobs ja hautnah erlebt und bestanden wohl irgendwie auch. Wie Phil Marlowe es sagen würde: “Problems were my business.” Das allein war der Ehre genug.
Kein Gestalter ohne vergleichende Anschauung. So prüfe sich, wer sich ewig bildet. Zur Bildung gehören die Hand, das Auge und der Verstand. Denn die Bildung ist ganz offenbar eine Kunst.