Fall NACHRICHTENBLOCK: Die Dekomposition des »Doofen«
Der Redakteur MB von Radio 32 stellt den Nachrichtenblock zusammen. Als letzte Meldung vor der Wettervorhersage fügt MB eine Sportmeldung ein. Diese Sportmeldung bezieht er über den Dienst »Sportinformation« einer Nachrichtenagentur (Beispiel 8). Die Agenturmeldung enthält das komplexe Wort »Zwei-Tore-Rückstand«, das MB nun vereinfacht (Beispiel 9).
Diesen Schritt begründet MB im Verbalprotokoll damit, die ursprüngliche Formulierung klinge »absolut doof« und stimme nicht (Beispiel 10). Er schreibt dann den Anfang der Meldung neu, gestützt auf eine weitere Quelle.
Aufgabe
- Abgesehen davon, dass sich die »Sportinformation« im Spielverlauf tatsächlich geirrt haben könnte – was klingt da »absolut doof«?
- Warum – und warum »fürs Radio«?
- Nennen und begründen Sie Ihre eigene Einschätzung.
Eishockey: Lausanne knöpfte Langnau Punkte ab
si. Trotz zweimaligem Zwei-Tore-Rückstand (1:3 und 2:4) erreichte Lausanne in einem Nl B-Spiel vom Donnerstag gegen den Tabellenvierten Langnau ein 4:4 nach Verlängerung. Lausanne, für das Jooris zweimal erfolgreich war, schloss damit nach Pluspunkten zu Genf-Servette auf, das unmittelbar über dem Trennstrich klassiert ist.
(8) Fall NACHRICHTENBLOCK, Quellentext
Trotz zwei 120 {-} 120 | 121 maligem 121 [Zwei-Tore- ] 121 | 122 Rückstand (1:3 und 2:4) erreichte Lausanne in einem Nl B-Spiel vom Donnerstag gegen den Tabellenvierten Langnau ein 4:4 nach Verlängerung.
(9) Fall NACHRICHTENBLOCK, Revision 121
<Zweimaliger Zweitore-Rückstand> klingt absolut doof fürs Radio. Kann sich- es klingt sehr kompliziert, nach zweimaligem Rückstand stimmt nicht, sie sind- sie ist mehr im Rückstand gewesen, was den Spielverlauf anbelangt, von dem her muss ich das ganz anders formulieren, gehe schnell rüber schauen, wie die Meldung heißt.
(10) Fall NACHRICHTENBLOCK, Verbalprotokoll zu Revision 121
Fälle Nachrichtenblock und Wahlkampf: Was die Leute wollen sollen
In den Verbalprotokollen sprechen der Redakteur von Radio 32 (Beispiel 11) und der Journalist vom »Echo der Zeit« (Beispiele12 und 13) von Absichten ihrer Adressaten.
Aufgabe
- Beschreiben Sie, welche Absichten zur Sprache kommen.
- Prüfen Sie, wo die Medienschaffenden die Absichten ausdrücklich ihren Adressaten zuschreiben und wo Absichten beiläufig unterstellt werden.
- Zeigen Sie, mit welchen Sprachhandlungen die Medienschaffenden auf die Absichten eingehen, die sie den Adressaten zuschreiben.
Die Schneefallgrenze ist auch ganz wichtig im Moment, die Leute wollen Ski fahren gehen am Wochenende, sie sinkt von 1200 auf 600 bis 900 Meter runter, das 1200 habe ich allerdings nicht erwähnt, weil es sonst- weil das Ganze sonst zu lang wird. Hätte man auch umkehren können, die 600 bis 900 Meter.
(11) Fall NACHRICHTENBLOCK, Verbalprotokoll zu Revision 140
Und ich habe gewusst, ich will mit Marschmusik beginnen, die dann so Wahlkampfbilder evoziert. Und dann musst du das ja irgendwie beschreiben. Ja, du weißt schon: Wo bist du, wieso beginnst du mit dieser Musik und so. Und dann, das ist jetzt halt, jetzt übt man da halt etwas, bis es einem dann irgendwie gefällt. Es ist ja weniger eine inhaltliche Frage, sondern mehr, dass die Leute aufmerksam bleiben. Und vielleicht denken: Was ist denn das?
(12) Fall Wahlkampf, Verbalprotokoll zu Revision 1
Und da geht es auch noch darum, dass das noch so ein schöner Ton ist, du weißt, so unterhaltsam, wenn der da so etwas radebrechend die Leute dazu aufruft, SP zu wählen, weil es geht um die Zukunft. Das ist all das Floskelhafte, Provinzielle. Das finde ich noch so schön, wenn man das so zeigen kann. Also es ist wirklich halt etwas Länder-Reisen-Völker. Also so nach draußen schauen, ohne dass es jetzt gerade, ja, so knallharte Information sein muss, sondern auch etwas unterhalten.
(13) Fall Wahlkampf, Verbalprotokoll zu Revision 53