Nütz­li­che Idio­ten: Wie die Hamas woke Influen­cer manipuliert

Bei all der minu­ti­ös geplan­ten media­len Insze­nie­rung des Ter­rors fällt letzt­end­lich aber doch eine gewis­se Unein­heit­lich­keit in der Pro­pa­gan­da der Hamas auf: Immer wie­der schwen­ken die Spre­cher der Orga­ni­sa­ti­on auf ihre alte Stra­te­gie um; mal wol­len sie als Täter erschei­nen, mal als Opfer. Der Grund liegt aber ver­mut­lich nicht in einer feh­len­den inter­nen Abspra­che oder einem Man­gel an Pro­fes­sio­na­li­tät, son­dern in der bewähr­ten Tak­tik »Unter­schied­li­che Bot­schaf­ten für unter­schied­li­che Ziel­grup­pen«. Der deut­lichs­te Fall ist die Bom­bar­die­rung eines Kran­ken­hau­ses in Gaza am 17. Okto­ber: Die Hamas, die weni­ge Tage zuvor noch selbst Vide­os davon gepos­tet hat­te, wie sie israe­li­sche Kran­ken­wä­gen bom­bar­dier­te[10], skan­da­li­sier­te den Vor­fall als israe­li­sches Kriegs­ver­bre­chen: Hier läge ein geziel­ter Angriff auf medi­zi­ni­sche Infra­struk­tur vor, der 500 paläs­ti­nen­si­schen Zivi­lis­ten das Leben gekos­tet habe[11]. Kurz dar­auf kamen zwar Indi­zi­en ans Licht, die dar­auf hin­deu­te­ten, dass die Explo­si­on nicht durch einen israe­li­schen Angriff, son­dern durch eine der vie­len fehl­ge­lei­te­ten Rake­ten des Isla­mi­schen Dji­hads aus­ge­löst wor­den war und die Opfer­zah­len wohl zwi­schen 100 und 300 Toten lag[12]. Zu die­sem Zeit­punkt war es aber schon zu spät: West­li­che Medi­en hat­ten die Hamas-Dar­stel­lung unge­prüft über­nom­men, woke Influen­cer hat­ten ihr pro­gres­si­ves Publi­kum alar­miert und eine vira­le Wel­le der Empö­rung ausgelöst.

Auch die alt­be­kann­te »Human Shields«-Taktik[13] führt west­li­che Men­schen­recht­ler nach wie vor zuver­läs­sig in die Irre, obwohl die­se Kriegs- und Pro­pa­gan­da­tech­nik seit Jah­ren bekannt ist und immer wie­der ent­larvt wur­de: Die Hamas plat­ziert ihre Rake­ten­ab­schuss­sta­tio­nen, ihre Waf­fen­la­ger und Kom­man­do­zen­tra­len gezielt in zivi­len Ein­rich­tun­gen wie Wohn­häu­sern, Schu­len, Kran­ken­häu­sern oder Moscheen und zwingt paläs­ti­nen­si­sche Zivi­lis­ten wäh­rend Kampf­hand­lun­gen, in den Gebäu­den zu blei­ben. Visiert die israe­li­sche Armee nun ein mili­tä­ri­sches Ziel der Hamas an, gibt es zwei Mög­lich­kei­ten: Ent­we­der ent­deckt sie die sich dar­in befin­den­den Zivi­lis­ten recht­zei­tig und bricht den Angriff ab. Das Ergeb­nis: Die Hamas hat ihre mili­tä­ri­sche Ein­rich­tung erfolg­reich geschützt. Oder die Zivi­lis­ten wer­den nicht recht­zei­tig ent­deckt und der Angriff wird wie geplant aus­ge­führt. Das Ergeb­nis: Die mili­tä­ri­sche Ein­rich­tung wur­de zwar zer­stört, aber dafür wur­den auch Zivi­lis­ten getrof­fen – was die Hamas aus­nutzt, indem sie Bil­der der Opfer ver­brei­tet, um Isra­el als Kriegs­ver­bre­cher dar­zu­stel­len. Obwohl die Hamas die­se Tak­tik nicht ver­heim­licht, son­dern stolz offen davon berich­tet, geht die Rech­nung auf: Bil­der von getö­te­ten Paläs­ti­nen­sern, die der »Human-Shields«-Politik zum Opfer gefal­len sind, ver­brei­ten sich in der vira­len Welt von insta­gram & co. mit rasen­der Geschwindigkeit.

Gera­de jene, die die Hamas als Fein­de ansieht – femi­nis­ti­sche Grup­pen, Influen­cer für LGBTQ-Rech­te, lin­ke Jour­na­lis­ten – gehen die­sem längst ent­larv­ten Trick rei­hen­wei­se auf den Leim, ver­brei­ten die Pro­pa­gan­da der Ter­ro­ris­ten wei­ter und sam­meln dabei tau­sen­de von likes. Die Hamas hat begrif­fen, dass sie gar nicht gemocht wer­den muss, um die Welt mit ihrer »Argu­men­ta­ti­on« zu über­zeu­gen: So pos­te­te zum Bei­spiel der que­e­re Influen­cer Matt Bern­stein – auf social media unter dem Pseud­onym matt­xiv bekannt – auf insta­gram ein State­ment, in dem er zuerst den Ter­ror­an­schlag der Hamas halb­her­zig ver­ur­teil­te, anschlie­ßend aber lei­den­schaft­lich die ältes­ten Hamas-Plat­ti­tü­den nach­plap­per­te, inklu­si­ve längst wider­leg­ter Falsch­be­haup­tun­gen wie »Geno­zid an den Paläs­ti­nen­sern«, angeb­li­chen israe­li­schen Angrif­fen auf zivi­le Zie­le und natür­lich der Empö­rung über tote paläs­ti­nen­si­sche Zivi­lis­ten ohne Hin­weis auf die »Human Shields«-Politik der Hamas[14] (s. Abb. 7).

Abbildung 7: Der progressive LGBTQ-Influencer Matt Bernstein reproduziert Hamas-Propaganda: Die Behauptung, Israel verübe einen »Genozid«, ist leicht zu widerlegen, wird aber von der Hamas immer wieder gestreut.

Abbil­dung 7: Der pro­gres­si­ve LGBTQ-Influen­cer Matt Bern­stein repro­du­ziert Hamas-Pro­pa­gan­da: Die Behaup­tung, Isra­el ver­übe einen »Geno­zid«, ist leicht zu wider­le­gen, wird aber von der Hamas immer wie­der gestreut.

Selbst über die von der Hamas selbst­ver­schul­de­te feh­len­de Strom- und Was­ser­ver­sor­gung Gazas, die in der Pro­pa­gan­da der Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on immer wie­der als Beweis für die israe­li­sche Unter­drü­ckung umge­deu­tet wird, empört sich der Influen­cer. Der Bei­trag trägt den Titel »i can­not ›stand with isra­el‹« – obwohl die Hamas hier ver­ur­teilt wird, erreicht sie also doch ihr pro­pa­gan­dis­ti­sches Ziel: die Ent­so­li­da­ri­sie­rung einer brei­ten Öffent­lich­keit mit dem jüdi­schen Staat. Der Bei­trag erreich­te bis­lang über 800.000 likes, matt­xiv fol­gen über 1,4 Mil­lio­nen Men­schen, der Influen­cer ist eine Grö­ße in der pro­gres­si­ven Sze­ne. Selbst Gre­ta Thun­berg, Gal­li­ons­fi­gur einer lin­ken, femi­nis­ti­schen Men­schen­rechts- und Kli­ma­be­we­gung, emp­fiehlt ihren fast 15 Mil­lio­nen, über­wie­gend jun­gen Fol­lo­wern den Account »Pal­es­ti­ne­speaks«[15],der den Angriff der Hamas als »revo­lu­tio­nä­ren Tag, auf den man stolz sein kann«[16] beschreibt, die Gei­sel­nah­men befür­wor­tet und die Hamas als »Frei­heits­kämp­fer«[17] bezeich­net (s. Abb. 8 und 9).

Abbildung 8: Die Klimaaktivistin Greta Thunberg empfiehlt die Accounts palestinespeaks und palestinianyouthmovement, die die Terroranschläge der Hamas offen feiern und die Täter als »Freiheitskämpfer« und »Märtyrer« bezeichnen.

Abbil­dung 8: Die Kli­ma­ak­ti­vis­tin Gre­ta Thun­berg emp­fiehlt die Accounts pal­es­ti­ne­speaks und pal­es­ti­nian­y­outh­mo­ve­ment, die die Ter­ror­an­schlä­ge der Hamas offen fei­ern und die Täter als »Frei­heits­kämp­fer« und »Mär­ty­rer« bezeichnen.

Abbildung 9: Der von Greta Thunberg empfohlene Account palestinespeaks drückt seine Solidarität mit den Terroranschlägen der Hamas aus.

Abbil­dung 9: Der von Gre­ta Thun­berg emp­foh­le­ne Account pal­es­ti­ne­speaks drückt sei­ne Soli­da­ri­tät mit den Ter­ror­an­schlä­gen der Hamas aus.

Gre­ta Thun­berg und Matt Bern­stein sind nur zwei von vie­len star­ken Mul­ti­pli­ka­to­ren, die die Pro­pa­gan­da der Hamas unhin­ter­fragt repro­du­zie­ren. In einer Welt, in der sich vor allem eine jun­ge Gene­ra­ti­on ihre News über das Welt­ge­sche­hen immer weni­ger von pro­fes­sio­nel­len Jour­na­lis­ten und zuneh­mend von mei­nungs­star­ken, aber poli­tisch unge­bil­de­ten Influen­cern besorgt, ist das eine fata­le Entwicklung.

  1. [10] Fabi­an, Ema­nu­el: Hamas publishes foo­ta­ge of dro­ne attack on IDF ambu­lan­ce. In: Web­site von The Times of Isra­el, https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/hamas-publishes-footage-of-drone-attack-on-idf-ambulance/; 7.10.2023, Abruf­da­tum: 2.11.2023.
  2. [11] Sal­man, Abeer: More than 500 dead fol­lo­wing strike on hos­pi­tal in Gaza, Hamas says. In: Web­site von CNN, https://edition.cnn.com/middleeast/live-news/israel-news-hamas-war-10-17-23/h_a85537be5cdb88460f9f00ea1d550664; 17.10.2023, Abruf­da­tum: 2.11.2023.
  3. [12] Land­ay, Jona­than: U.S. intel says Gaza hos­pi­tal death toll likely bet­ween 100-300. In: Web­site von Reu­ters, https://www.reuters.com/world/middle-east/us-intel-says-gaza-hospital-death-toll-likely-between-100-300-2023-10-19/; 19.10.2023, Abruf­da­tum: 2.11.2023.
  4. [13] o. A.; NATO Stra­te­gic Com­mu­ni­ca­ti­ons Cent­re of Excel­lence (Hg.): Hybrid Thre­ats: Hamas’ use of human shields in Gaza. https://stratcomcoe.org/pdfjs/?file=/publications/download/hamas_human_shields.pdf; 6.6.2019, Abruf­da­tum 10.11.2023.
  5. [14] Bern­stein, Matt: insta­gram-Bei­trag auf dem account »matt­xiv«, www.instagram.com/mattxiv; 17.10.2023, Abruf­da­tum: 1.11.2023.
  6. [15] Thun­berg, Gre­ta: insta­gram-Bei­trag auf dem Account »gre­ta­t­hun­berg«, www.instagram.com/gretathunberg; 20.10.2023, Abruf­da­tum: 1.10.2023.
  7. [16] o. A.: insta­gram-Bei­trag auf dem Account »pal­es­ti­ne­speaks«, www.instagram.com/palestinespeaks; 7.10.2023, Abruf­da­tum: 20.10.2023.
  8. [17] o. A.: insta­gram-Bei­trag auf dem Account »pal­es­ti­ne­speaks«, www.instagram.com/palestinespeaks; 8.10.2023, Abruf­da­tum: 20.10.2023.