Was sind tech­ni­sche Anwei­sun­gen? Eine War­nung, eine Behaup­tung, eine Dro­hung, eine Bit­te, ein Ver­spre­chen? Wel­che Hand­lung führt jemand aus, wenn er eine tech­ni­sche Anwei­sung äußert, eine Benut­zung ver­bie­tet oder emp­fiehlt? Und – gibt es über­haupt nicht-tech­ni­sche Anweisungen?

Tech­ni­sche Anwei­sun­gen kön­nen Ver­spre­chen, Pro­gno­sen, War­nun­gen, Effek­ti­vi­täts­be­haup­tun­gen, Funk­ti­ons­ver­mu­tun­gen etc. sein, deren Äuße­run­gen beim Rezi­pi­en­ten zu tech­ni­schen Hand­lun­gen füh­ren sol­len. Dies gelingt nicht immer. Eine tech­ni­sche Hand­lung, so sag­ten wir vor­her, ist eine Hand­lung, die ein Arte­fakt her­stellt, oder an einem Arte­fakt oder mit­tels eines Arte­fakts eine Wir­kung erzielt. Auch eine sol­che Hand­lung gelingt nicht immer. Arte­fak­te kön­nen dabei – wie gesagt – mate­ri­ell oder imma­te­ri­ell sein (z. B. Algo­rith­men oder Ver­fah­ren oder eine fest­ge­leg­te Rei­hen­fol­ge von Arbeits­schrit­ten bei Dienstleistungen).

Es gibt auch nicht-tech­ni­sche Anwei­sun­gen, die den Emp­fän­ger dazu brin­gen sol­len ein­fach Hand­lun­gen ohne Hilfs­mit­tel und ohne Begrün­dung aus­zu­füh­ren, z. B. Hän­de hoch­zu­he­ben oder stehenzubleiben.

Und war­um tun sich Inge­nieu­re so schwer damit zu erklä­ren, was sie gera­de machen?

Weil ihre Spra­che die Zeich­nung ist und die prak­ti­sche Aus­füh­rung zählt, weni­ger die Beschrei­bung mit Wor­ten. Zum einen betont die natur­wis­sen­schaft­lich-tech­ni­sche Aus­bil­dung von vor­ne­her­ein die Nei­gung, sich in For­meln, Zeich­nun­gen, Tabel­len und Dia­gram­men, die aus dem Zei­chen­schatz der Infor­ma­tik und Sys­tem­theo­rie stam­men, aus­zu­drü­cken. Die Aus­bil­dung ver­nach­läs­sigt die ver­ba­le Argu­men­ta­ti­on. Zum andern ent­wi­ckelt jedes Fach ein gewis­ses »Fach­chi­ne­sisch«. Gehen Inge­nieu­re dann noch in die Ver­wal­tung oder ins Manage­ment, ist die Nei­gung zu beob­ach­ten, durch Sub­stan­ti­vie­rung und Nei­gung zum Macht­er­halt eine auf­ge­plus­ter­te Spra­che zu ent­wi­ckeln. Zeit­druck und Ent­schei­dungs­druck ver­kür­zen die Zeit, die man bräuch­te, um tech­nisch-orga­ni­sa­to­ri­sche Sach­ver­hal­te in Spra­che zu über­set­zen, wäh­rend Geg­ner eines Pro­jekts, die meist kei­ne Inge­nieu­re sind, son­dern Juris­ten, Geis­tes- oder Sozi­al­wis­sen­schaft­ler oder poli­tisch argu­men­tie­ren­de Bür­ger, die­se Zeit für wirk­sa­me For­mu­lie­run­gen durch­aus zu haben schei­nen. Kurz­um: Die »Arbeits­rei­chen ste­hen in Kon­flikt mit den Zeit­rei­chen«[12], die Exper­ten in Kon­flikt mit den Laien.

Nun könn­te man for­dern: Klärt die Sprach­ge­wal­ti­gen und Zeit­rei­chen über die Tech­nik auf, damit sie ver­ste­hen, was die Inge­nieu­re mei­nen. Wenn man aller­dings ihre Zeich­nun­gen und tech­ni­schen Durch­füh­run­gen lesen kann, sind Inge­nieu­re sehr beredt. Aber dann ist man schon kein Laie mehr. Bleibt also nur übrig, den Arbeits­rei­chen etwas mehr Zeit zu geben, sie in der Aus­bil­dung auch mit Kom­mu­ni­ka­ti­on, Spra­che, der Wir­kung von Gespro­che­nem zu kon­fron­tie­ren und ihnen die Macht des Wor­tes klar zu machen.


Ausgabe Nr. 5, Herbst 2014

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