In den her­kömm­li­chen Theo­rien der Kom­mu­ni­ka­ti­on geht man davon aus, dass ein gelun­ge­ner Sprech­akt bei­spiels­wei­se mit der Illo­ku­ti­on der Behaup­tung die kom­mu­ni­ka­ti­ve Funk­ti­on erfüllt, in einem gedach­ten Dis­kurs den empi­ri­schen Wahr­heits­ge­halt des geäu­ßer­ten Sat­zes zu the­ma­ti­sie­ren und Zustim­mung (Zuspruch) oder Ableh­nung in Form eines begrün­de­ten Wider­spruchs zu for­dern.[10]

Die Illo­ku­ti­on des Ver­spre­chens bei­spiels­wei­se erfor­dert ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Rede­part­nern. Man kann das sogar soweit ver­all­ge­mei­nern, dass das Bezah­len einen »schrift­li­cher« Sprech­akt dar­stellt, bei dem vom Zah­len­den dem Emp­fän­ger ver­spro­chen wird – auf dem Infor­ma­ti­ons­trä­ger, den wir Geld nen­nen –, dass er mit dem über­tra­ge­nen Anspruch eine adäqua­te Leis­tung, die beim Tausch fest­ge­legt wur­de, ein­for­dern kann und erhal­ten wird. Wäre Geld tat­säch­lich nur das wert, was der Trä­ger der Infor­ma­ti­on wert ist (vom Gold­stück zur den Signa­len der elek­tro­ni­schen Über­wei­sung), wür­de der Sprech- resp. Kom­mu­ni­ka­ti­ons­akt gar nicht funk­tio­nie­ren. Man braucht also Ver­trau­en in den Wert des­sen, was das Geld als Infor­ma­ti­on mit­teilt. Die­ses Ver­trau­en ist nur durch Insti­tu­tio­nen her­stell­bar und zu garantieren.

Man sieht – man kann aus der Sprech­akt­theo­rie eine Hand­lungs­theo­rie mit weit­rei­chen­den Fol­gen auf­bau­en, und sie bringt uns als theo­re­ti­scher Kan­di­dat einer mög­li­chen Ant­wort auf die Fra­ge näher, wie aus Wor­ten Sachen wer­den können.

Zunächst noch ein Wort zur Gram­ma­tik. Man kann, wie gesagt, auch mit einem unvoll­stän­di­gen Satz war­nen, dro­hen, fra­gen und so fort. Die Fra­ge ist, wie weit man die Regeln der Gram­ma­tik ver­let­zen kann, damit immer noch eine Ver­stän­di­gung über Refe­renz, also den Inhalt des Sat­zes und über die Illo­ku­ti­on, also das, was der Satz bewir­ken soll, mög­lich ist.

Die klas­si­sche Ant­wort ist: »Das kommt dar­auf an …« Denn nicht immer sichert kor­rek­te Gram­ma­tik die Ein­deu­tig­keit des­sen, was wir sagen und damit sagen wol­len. Als ein ein­fa­ches Bei­spiel die­ne der Satz:

Die erschöpf­ten Akkus und Bat­te­rien müs­sen ent­sorgt werden.

Das kann man in zwei Wei­sen inter­pre­tie­ren, die wir an die­ser Stel­le mit einer Klam­mer­schreib­wei­se kenn­zeich­nen wollen:

Satz 1: Alle alten (Akkus und Bat­te­rien) müs­sen ent­sorgt werden

Satz 2: Alle (alten Akkus) und Bat­te­rien müs­sen ent­sorgt werden

Abbildung 3: Einfache Phrasenstrukturgrammatik der beiden Interpretationsmöglichkeiten

Abbil­dung 3: Ein­fa­che Phra­sen­struk­tur­gram­ma­tik der bei­den Interpretationsmöglichkeiten

Die unter­schied­li­che Klam­mer­schreib­wei­se spre­chen wir ja nicht mit, eben­so wenig wie die Phra­sen­struk­tur in Abb. 3. Wir müs­sen also aus dem Kon­text ent­schei­den, ob wir nun alle alten Akkus und alle Bat­te­rien oder nur die alten Akkus und die alten Bat­te­rien ent­sor­gen müs­sen. Dies kann man als eine gram­ma­ti­ka­li­sche Zwei­deu­tig­keit oder eine syn­tak­ti­sche Ambi­gui­tät bezeichnen.

Es gibt wei­te­re Zwei­deu­tig­kei­ten, z. B. in der Seman­tik die soge­nann­ten Hom­ony­mi­en, das heißt, dass das­sel­be Wort meh­re­re Bedeu­tun­gen haben kann. Ein Beispiel:
Bank: [Gar­ten- oder Park­bank, Geld­in­sti­tut, Blut­bank, Daten­bank etc.]
Schloss: [Tür­schloss, Schloss als Gebäude]

Bei­de Arten von Zwei­deu­tig­kei­ten sind Gift für eine gelin­gen­de Kom­mu­ni­ka­ti­on – des­halb ist es schon ver­nünf­tig, auch in der Tech­nik, wo man doch zu sehen meint, ob etwas funk­tio­niert oder nicht, zuguns­ten der Ein­deu­tig­keit und Klar­heit auf Gram­ma­tik und Seman­tik zu achten.


Ausgabe Nr. 5, Herbst 2014

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